Berufsporträt: Sattler / Sattlerin
Sattlerinnen und Sattler fertigen, reparieren und gestalten hochwertige Produkte aus Leder und Textilien – von Autositzen über Ledersofas bis hin zu Sätteln und Zaumzeug für Pferde. Sie verbinden handwerkliche Präzision mit Sinn für Design, Material und Funktion.
Jobangebote: Sattler / Sattlerin

1. Einleitung
Der Beruf Sattler / Sattlerin gehört zu den traditionellen Handwerksberufen im Leder- und Polsterbereich und hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Neben klassischen Reitsportartikeln stehen heute vor allem Fahrzeugsitze, Innenausstattungen, Möbelpolster oder technische Textilien im Mittelpunkt. Sattlerinnen und Sattler arbeiten in spezialisierten Handwerksbetrieben, in der Industrie oder in Werkstätten des Kfz- und Polstergewerbes.
Die duale Ausbildung zum Sattler / zur Sattlerin ist staatlich anerkannt und wird in mehreren Fachrichtungen angeboten. Für Menschen mit handwerklichem Geschick, räumlichem Vorstellungsvermögen und Freude an detailgenauer Arbeit mit hochwertigen Materialien ist dieser Beruf eine interessante, vielseitige Option.
2. Ein Tag als Sattler / Sattlerin
Der Arbeitsalltag hängt stark von der jeweiligen Fachrichtung und dem Betrieb ab. Grundsätzlich wechseln sich praktische Handarbeit, Planung und Kund:innenkontakt ab.
Typischer Tagesablauf
- Morgens: Sichtung der Aufträge, Auswahl von Leder, Schaumstoffen und Stoffen, Besprechung besonderer Kundenwünsche.
- Vormittags: Zuschneiden von Leder und Textilien nach Schablonen, Zuschleifen von Kanten, Vorbereitung der Polsterung und Unterkonstruktionen.
- Mittags: Anbringen und Vernähen von Bezügen, Arbeiten an Spezialmaschinen (z. B. Industrienähmaschinen), Kleben, Tacken und Montieren.
- Nachmittags: Anprobe und Anpassung beim Kunden oder am Objekt (z. B. Fahrzeugsitz, Sofa, Sattel), Reparaturen, Qualitätskontrolle und Dokumentation.
In der Fachrichtung Fahrzeugsattlerei arbeiten Sattler etwa an Oldtimern, Nutzfahrzeugen oder Motorradsitzen, während in der Feintäschnerei Gürtel, Taschen oder Spezialtaschen für Industrie und Handwerk entstehen. In der Reitsportsattlerei liegt der Fokus auf Sätteln, Gurten, Zaumzeug und anderem Reitsportzubehör.
3. Aufgaben
Sattlerinnen und Sattler übernehmen eine Vielzahl von Tätigkeiten rund um die Verarbeitung von Leder, Kunstleder, Textilien und Polstermaterialien.
Kernaufgaben im Überblick
- Planen und Konstruieren von Bezügen, Polstern und Lederteilen nach Zeichnung, Skizze oder Kundenwunsch
- Auswahl der Materialien wie Leder, Kunstleder, Funktionsstoffe, Schaumstoffe, Füllmaterialien und Beschläge
- Herstellung von Schablonen und Zuschnitt von Materialien per Hand oder mit Maschinen
- Polstern und Beziehen von Sitzen, Möbeln, Fahrzeuginterieur oder Sätteln
- Vernähen und Verbinden der einzelnen Teile mit Industrienähmaschinen, Handnähten, Klebe- und Niettechniken
- Montagearbeiten direkt am Objekt, z. B. Einbau von Fahrzeugsitzen oder Anpassung eines Reitsattels am Pferd
- Reparatur und Restaurierung abgenutzter oder beschädigter Leder- und Polsterteile
- Kundenberatung zu Materialien, Pflege, Designvarianten und ergonomischen Aspekten
Beispiele nach Fachrichtungen
- Fahrzeugsattlerei: Autositze, Seitenverkleidungen, Cabrioverdecke, Motorradsitze, Lkw-Interieur
- Feintäschnerei: Taschen, Etuis, Gürtel, Spezialtaschen, Schutzbehältnisse, Lederausstattungen
- Reitsportsattlerei: Sättel, Trensen, Zügel, Geschirre, Longier- und Hilfszügel, Reparaturen von Lederzeug
Wichtige Fähigkeiten
- Handwerkliches Geschick und sehr sorgfältige Arbeitsweise
- Gutes räumliches Vorstellungsvermögen und Verständnis für Formen
- Interesse an Materialien, Design und Ergonomie
- Durchhaltevermögen bei längeren, detailreichen Arbeiten
- Grundlagen in Mathematik und Technik für Maßnehmen, Berechnungen und Maschinenbedienung
4. Ausbildung / Approbation
Die Qualifizierung zur Sattlerin / zum Sattler erfolgt in Deutschland in der Regel über eine duale Berufsausbildung nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG). Eine Approbation ist für diesen Beruf nicht erforderlich.
Duale Ausbildung Sattler / Sattlerin
- Ausbildungsdauer: in der Regel 3 Jahre (Verkürzung bei Vorbildung möglich)
- Ausbildungsform: dual (Betrieb + Berufsschule)
- Abschluss: Sattler / Sattlerin (anerkannter Ausbildungsberuf)
- Fachrichtungen:
- Fahrzeugsattlerei
- Feintäschnerei
- Reitsportsattlerei
Rechtsgrundlage ist die jeweilige Ausbildungsordnung des Berufs Sattler / Sattlerin.
Inhalte der Ausbildung
- Eigenschaften und Verarbeitung von Leder, Kunstleder und Textilien
- Herstellung von Schablonen und Zuschnitt
- Polstern, Beziehen, Vernähen und Montieren
- Einrichtung, Bedienung und Wartung von Näh- und Spezialmaschinen
- Grundlagen der Gestaltung (Form, Farbe, Ergonomie)
- Qualitätssicherung und Arbeitsschutz
- Kundenberatung und betriebswirtschaftliche Grundlagen im Handwerk
Voraussetzungen für die Ausbildung
- Schulabschluss: rechtlich keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben; viele Betriebe bevorzugen mindestens einen Hauptschul- oder mittleren Schulabschluss.
- Persönliche Eignung: handwerkliches Talent, Genauigkeit, Konzentrationsfähigkeit
- Gesundheitliche Eignung: u. a. Belastbarkeit von Rücken und Händen, Arbeit überwiegend im Stehen oder Sitzen, Umgang mit Werkzeugen und Maschinen
Weiterbildung im Anschluss an die Ausbildung
Nach der Gesellenprüfung stehen verschiedene Aufstiegsfortbildungen offen, etwa zur Sattlermeisterin / zum Sattlermeister oder zur Technikerin / zum Techniker im Bereich Textiltechnik bzw. Polster- und Raumgestaltung.
5. Gehalt
Die Höhe des Gehalts von Sattlerinnen und Sattlern hängt unter anderem von Berufserfahrung, Region, Betriebsgröße und Tarifbindung ab. Tarifliche Regelungen können sich unterscheiden, je nachdem, ob ein Betrieb dem Handwerk oder der Industrie zugeordnet ist.
Ausbildungsvergütung
Die Ausbildungsvergütung richtet sich nach den jeweils gültigen Tarifverträgen oder betrieblichen Vereinbarungen. In handwerklichen Betrieben orientiert sich die Vergütung häufig an den Tarifen des jeweiligen Bundeslandes für das Leder- oder Polsterhandwerk.
Beispielhafte Spanne der Ausbildungsvergütung für Sattler / Sattlerin (brutto pro Monat)
- 1. Ausbildungsjahr: ca. 800 € – 1.000 € pro Monat
- 2. Ausbildungsjahr: ca. 900 € – 1.100 € pro Monat
- 3. Ausbildungsjahr: ca. 1.000 € – 1.200 €pro Monat
Die Werte dienen der Orientierung und können je nach Tarifvertrag, Region und Betriebsart höher oder niedriger ausfallen.
Einstiegsgehalt als Sattler / Sattlerin
Nach der abgeschlossenen Berufsausbildung bewegen sich Einstiegsgehälter laut verschiedenen Gehaltsportalen im Handwerk häufig im Bereich von rund 2.200 € bis 2.600 € brutto im Monat (Stand: 2025).
Gehalt mit Berufserfahrung
- Mit einigen Jahren Berufserfahrung: häufig ca. 2.500 € bis 3.000 € brutto monatlich
- In spezialisierten oder industriellen Betrieben: teils höhere Gehälter möglich, insbesondere bei anspruchsvollen Tätigkeiten (z. B. Oldtimer-Restaurierung, Industrieproduktion)
Entwicklungen beim Gehalt orientieren sich u. a. an Tariferhöhungen und Spezialisierungen im Beruf.
Verdienstmöglichkeiten mit Meistertitel
Sattlermeisterinnen und -meister, die Führungsaufgaben übernehmen oder einen eigenen Betrieb führen, können – je nach Betriebserfolg, Region und Mitarbeiterzahl – deutlich höhere Einkommen erzielen. Konkrete Durchschnittswerte variieren hier stark.
6. Karrierewege
Nach der Ausbildung stehen Sattlerinnen und Sattlern verschiedene Wege zur beruflichen Weiterentwicklung offen.
Fachliche Spezialisierungen
- Spezialisierung auf bestimmte Fahrzeugtypen (z. B. Oldtimer, Nutzfahrzeuge, Motorräder)
- Vertiefung im Bereich Reitsport und individuelle Sattelanpassung
- Polster- und Innenraumgestaltung für hochwertige Möbel oder Yacht- und Flugzeuginnenausstattungen
- Restaurierung und Konservierung historischer Lederarbeiten
Aufstiegsfortbildungen
- Sattlermeister / Sattlermeisterin (Vorbereitung auf Führungsaufgaben, Betriebsleitung, Ausbildung von Nachwuchs)
- Techniker / Technikerin in einschlägigen Fachrichtungen (z. B. Textiltechnik, Polstertechnik)
- Betriebswirt des Handwerks / Betriebswirtin des Handwerks oder ähnliche betriebswirtschaftliche Abschlüsse im Handwerk
Selbstständigkeit
Viele Meisterinnen und Meister machen sich mit einer eigenen Sattlerei, Polsterei oder Feintäschnerei selbstständig. Typische Geschäftsmodelle sind:
- Spezialisierte Werkstatt für Fahrzeugsattlerei oder Oldtimer
- Manufaktur für hochwertige Lederwaren (Taschen, Gürtel, Accessoires)
- Fachbetrieb für Reitsportsattlerei und mobiler Service auf Reitanlagen
Wechsel in verwandte Bereiche
Mit zunehmender Erfahrung ist auch ein Wechsel in Bereiche wie Qualitätsmanagement, Produktentwicklung oder Vertrieb von Leder- und Polsterprodukten möglich, insbesondere in größeren Unternehmen.
7. Verwandte Berufe
Wer sich für den Beruf Sattler / Sattlerin interessiert, könnte auch folgende Berufe spannend finden:
- Polsterer / Polsterin – spezialisiert auf Sitz- und Polstermöbel
- Raumausstatter / Raumausstatterin – Gestaltung von Innenräumen, Polster- und Dekorationsarbeiten
- Feinwerkmechaniker / Feinwerkmechanikerin – wenn der Fokus stärker auf Metallverarbeitung liegen soll
- Schuhmacher / Schuhmacherin – handwerkliche Lederverarbeitung mit Schwerpunkt Schuhe
- Täschner / Täschnerin – Herstellung von Taschen und Kleinlederwaren (in vielen Bundesländern im Sattlerberuf integriert)
8. FAQ zum Beruf Sattler / Sattlerin
1. Welche Schulbildung braucht man, um Sattler / Sattlerin zu werden?
Rechtlich ist kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben. In der Praxis bevorzugen viele Betriebe Bewerberinnen und Bewerber mit mindestens Hauptschulabschluss, häufig auch mit mittlerem Schulabschluss. Wichtig sind vor allem handwerkliches Geschick, räumliches Denken und Zuverlässigkeit.
2. Wie lange dauert die Ausbildung zur Sattlerin / zum Sattler?
Die duale Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre. Bei sehr guten Leistungen oder einschlägiger Vorbildung kann eine Verkürzung möglich sein, wenn Betrieb, Berufsschule und zuständige Kammer zustimmen.
3. In welchen Betrieben arbeiten Sattlerinnen und Sattler?
Sattlerinnen und Sattler finden Beschäftigung in Handwerksbetrieben der Fahrzeugsattlerei, in Polster- und Raumausstattungsbetrieben, in Lederwarenwerkstätten, im Reitsportbereich sowie in der Fahrzeug- oder Möbelindustrie. Auch spezialisierte Restaurationsbetriebe und Manufakturen kommen infrage.
4. Ist der Beruf körperlich anstrengend?
Der Beruf kann körperlich fordernd sein, da häufig im Stehen oder Sitzen an größeren Werkstücken gearbeitet wird und teilweise schwerere Materialien zu bewegen sind. Gleichzeitig handelt es sich um präzise Feinarbeit. Ergonomische Arbeitsplätze, Hilfsmittel und eine gute Arbeitstechnik helfen, Belastungen zu reduzieren.
9. Quellen
- Bundesagentur für Arbeit – BERUFENET, Berufsinformationen zu Sattler / Sattlerin.
- Handwerksordnungen und Ausbildungsordnungen im Bereich Sattler / Sattlerin (zuständige Handwerkskammern).
- Tarifinformationen des Handwerks und der Leder-/Polsterbranche (z. B. Innungen, Gewerkschaften).
- Gehaltsdaten ausgewählter deutscher Gehalts- und Tarifportale, Stand 2025.