Berufsporträt: Kaufmann / Kauffrau für Versicherungen und Finanzen
Kaufleute für Versicherungen und Finanzen beraten private und gewerbliche Kundinnen und Kunden zu Versicherungs- und Finanzprodukten, prüfen Risiken und schließen Verträge ab. Sie arbeiten meist bei Versicherungsunternehmen, Banken oder Finanzdienstleistern und sind eine wichtige Schnittstelle zwischen Kundschaft, Vertrieb und internen Fachabteilungen.
Jobangebote: Kaufmann / Kauffrau für Versicherungen und Finanzen

1. Einleitung
Ob Haftpflicht, Berufsunfähigkeit oder Altersvorsorge – ohne passende Absicherung sind viele finanzielle Risiken schwer beherrschbar. Kaufleute für Versicherungen und Finanzen sorgen dafür, dass Menschen und Unternehmen die passenden Produkte finden, ihre Rechte kennen und im Leistungsfall gut betreut werden. Der Beruf verbindet betriebswirtschaftliches Know-how mit rechtlichen Grundlagen und starkem Servicegedanken.
Die duale Ausbildung ist in Deutschland anerkannt, standardisiert und eröffnet vielfältige Spezialisierungs- und Aufstiegsmöglichkeiten – vom Fachberater im Außendienst bis zur Führungskraft im Versicherungsunternehmen.
2. Ein Tag als Kaufmann / Kauffrau für Versicherungen und Finanzen
Der Arbeitsalltag hängt stark davon ab, ob du eher im Innen- oder Außendienst tätig bist. Typisch ist eine Mischung aus Kundenterminen, fachlicher Prüfung von Unterlagen und administrativen Aufgaben.
Typischer Tagesablauf (Innendienst)
- Morgens: Sichtung von E-Mails und Vorgängen, Bearbeitung von Kundenanfragen, Vorbereitung von Angeboten und Vertragsänderungen.
- Vormittags: Telefon- oder Videoberatung, Klärung von Fachfragen mit Fachabteilungen (z. B. Schaden, Underwriting, Leistungsabteilung).
- Nachmittags: Prüfung von Anträgen, Dokumentation im Verwaltungssystem, Erstellung von Versicherungsbestätigungen, Schriftverkehr mit Kundinnen, Kunden und Geschäftspartnern.
- Später Nachmittag: Nachbearbeitung von Beratungen, Terminplanung, Abstimmung mit Kolleginnen und Kollegen im Team.
Typischer Tagesablauf (Außendienst / Vertrieb)
- Vorbereitung: Analyse bestehender Verträge der Kundschaft, Zusammenstellung von Vergleichs- und Berechnungsszenarien.
- Kundentermine: Beratung vor Ort, im Büro oder per Video zu Versicherungs- und Finanzlösungen, Erfassung von Kundenwünschen und Risikosituation.
- Vertragsarbeit: Ausfüllen von Anträgen, Erläuterung von Vertragsinhalten und rechtlichen Hinweisen.
- Netzwerkpflege: Kontakt zu Kooperationspartnern (z. B. Makler, Steuerberater, Handwerksbetriebe), Akquise neuer Kundschaft.
In beiden Bereichen gilt: Sorgfalt, Transparenz und eine verständliche Kommunikation sind zentral – Fehlberatungen können im Schadenfall gravierende Folgen haben.
3. Aufgaben
Der Beruf Kaufmann / Kauffrau für Versicherungen und Finanzen ist ein anerkannter kaufmännischer Ausbildungsberuf nach der Verordnung über die Berufsausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen / zur Kauffrau für Versicherungen und Finanzen. Die Tätigkeiten sind vielfältig und je nach Einsatzgebiet unterschiedlich gewichtet.
Kernaufgaben im Überblick
- Kundenberatung: Analyse des Absicherungs- und Vorsorgebedarfs, Entwicklung individueller Lösungsvorschläge.
- Vertragsgestaltung: Angebotserstellung, Antragsaufnahme, Vertragsabschluss und Vertragsänderungen.
- Schaden- und Leistungsfall: Aufnahme und Prüfung von Schadenmeldungen, Koordination mit Schadenabteilungen, Information der Kundschaft zum Ablauf.
- Risikoprüfung: Beurteilung von Risiken nach betrieblichen Richtlinien, Weiterleitung komplexer Fälle an Underwriter.
- Kundenbetreuung: Laufende Betreuung von Bestandskunden, Überprüfung der Absicherung bei Lebensereignissen (z. B. Familiengründung, Hauskauf, Unternehmensgründung).
- Vertriebsaufgaben: Gewinnung neuer Kundinnen und Kunden, Durchführung von Beratungskampagnen, Pflege von Geschäftsbeziehungen.
- Dokumentation & Verwaltung: Pflege der Kundendaten, formgerechte Dokumentation von Beratungsgesprächen, Einhaltung interner Compliance-Vorgaben.
Typische Einsatzgebiete
- Versicherungssparten: Lebensversicherung, Krankenversicherung, Schaden-/Unfallversicherung, Kfz-, Haftpflicht-, Hausrat-, Wohngebäudeversicherung u. a.
- Finanzdienstleistungen: Altersvorsorgeprodukte, Anlageprodukte der Versicherer, ggf. Bausparen und bestimmte Bankprodukte (je nach Unternehmen und Zulassung).
- Geschäftskundengeschäft: Absicherung von Unternehmen (z. B. Betriebshaftpflicht, Inhaltsversicherung, Cyberversicherung).
Wichtige Fähigkeiten und Kompetenzen
- Interesse an Versicherungen, Finanzen und Recht
- Gute Ausdrucksfähigkeit und Kundenorientierung
- Zahlenverständnis und Freude an strukturiertem Arbeiten
- Verhandlungsgeschick und sicheres Auftreten
- Sorgfalt im Umgang mit sensiblen Kundendaten und Dokumenten
4. Ausbildung
Die Ausbildung zum Kaufmann / zur Kauffrau für Versicherungen und Finanzen ist ein dualer Ausbildungsberuf nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG). Grundlage ist die jeweils gültige Ausbildungsordnung.
Dauer und Struktur der Ausbildung
- Ausbildungsdauer: in der Regel 3 Jahre, Verkürzung auf 2–2,5 Jahre möglich (z. B. bei Abitur oder sehr guten Leistungen).
- Ausbildungsform: dual – Ausbildung im Betrieb (Versicherung, Bank, Finanzdienstleister) und Unterricht in der Berufsschule.
- Ausbildungsbereiche: Fachrichtung Versicherung oder – je nach Verordnung – Fachrichtung Finanzberatung / Finanzen (aktuelle Fachrichtungen bitte nach geltender Ausbildungsordnung prüfen).
Inhalte der Berufsausbildung
Typische Lern- und Einsatzfelder sind unter anderem:
- Grundlagen des Versicherungs- und Finanzmarktes
- Versicherungsprodukte und ihre rechtlichen Rahmenbedingungen
- Kundenberatung, Bedarfsermittlung, Produktvergleich
- Versicherungsvertragsrecht (z. B. Versicherungsvertragsgesetz, VVG)
- Schaden- und Leistungsbearbeitung
- Vertrieb, Marketing und Servicequalität
- Betriebswirtschaftliche Grundlagen und Controlling im Versicherungsunternehmen
- Datenschutz, Compliance und Verbraucherschutz
Zugangsvoraussetzungen
Rechtlich ist für die duale Ausbildung kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben. In der Praxis erwarten viele Ausbildungsbetriebe jedoch mindestens einen mittleren Schulabschluss (Realschule) oder die (Fach-)Hochschulreife. Gute Noten in Mathematik, Deutsch und ggf. Wirtschaft sind von Vorteil.
Prüfungen und Abschluss
- Zwischenprüfung: meist nach der ersten Hälfte der Ausbildung, dient der Lernstandskontrolle.
- Abschlussprüfung: schriftliche und praktische/prüfungsorientierte Teile vor der zuständigen Industrie- und Handelskammer (IHK).
Mit Bestehen der Abschlussprüfung wird der anerkannte Abschluss Kaufmann für Versicherungen und Finanzen bzw. Kauffrau für Versicherungen und Finanzen verliehen.
5. Gehalt
Die folgende Übersicht zeigt typische Bruttoverdienste in Deutschland. Konkrete Gehälter können je nach Region, Betrieb, Tarifbindung, Berufserfahrung und Verantwortungsbereich abweichen.
Ausbildungsvergütung
In vielen Versicherungsunternehmen gelten Tarifverträge, z. B. der Tarifvertrag für das private Versicherungsgewerbe. Die dort vereinbarten Ausbildungsvergütungen (Stand 2024) dienen als Orientierung.
| Ausbildungsjahr | Monatliche Vergütung (brutto) |
|---|---|
| 1. Ausbildungsjahr | ca. 1.100 € – 1.200 € |
| 2. Ausbildungsjahr | ca. 1.200 € – 1.300 € |
| 3. Ausbildungsjahr | ca. 1.300 € – 1.400 € |
Einstiegsgehalt nach der Ausbildung
Für ausgebildete Kaufleute für Versicherungen und Finanzen liegen die tariflichen Grundgehälter in der privaten Versicherungswirtschaft – je nach Tarifgruppe – im Bereich von rund ca. 3.000 € bis 3.400 € brutto im Monat (entspricht etwa 36.000–40.800 € pro Jahr, Stand 2024).
Im Vertrieb können zusätzliche variable Vergütungsbestandteile (Provisionen, Boni) hinzukommen, die das Einkommen deutlich erhöhen können – abhängig von Zielerreichung und Unternehmensmodell.
Berufserfahrung und Spezialisierung
- Mit einigen Jahren Berufserfahrung und zusätzlichen Qualifikationen (z. B. Fachwirt, Spezialisierung in bestimmten Sparten) sind Jahresgehälter von ca. 45.000–55.000 € realistisch.
- In Führungs- oder Leitungsfunktionen (z. B. Gruppenleitung, Filialleitung, Vertriebsleitung) können die Gehälter – je nach Unternehmensgröße und Verantwortung – darüber liegen.
Orientierende Durchschnittswerte zum Einkommen veröffentlicht unter anderem die Bundesagentur für Arbeit in ihren Entgeltstatistiken (z. B. Entgeltatlas, Stand 2024).
6. Karrierewege
Nach der Ausbildung stehen dir in der Versicherungs- und Finanzbranche zahlreiche Entwicklungswege offen – sowohl fachlich als auch in Richtung Führung oder Selbstständigkeit.
Fachliche Spezialisierungen
- Spezialist / Spezialistin für bestimmte Sparten (z. B. Personenversicherung, Gewerbeversicherung, Industrieversicherung, Krankenversicherung)
- Schadenregulierung oder Leistungsbearbeitung
- Underwriting (Risikoprüfung und Zeichnung von Risiken)
- Vertriebssteuerung, Marketing oder Produktmanagement
Weiterbildungen und Abschlüsse
Gängige berufliche Fortbildungen sind unter anderem:
- Geprüfte/r Fachwirt/in für Versicherungen und Finanzen (IHK)
- Versicherungsbetriebswirt/in (BWV) (über Bildungswerke der Versicherungswirtschaft)
- Fachspezifische Zertifikatslehrgänge (z. B. im Bereich Altersvorsorge, Krankenversicherung, Gewerbeversicherung)
- Studium (z. B. BWL, Versicherungs- und Finanzwirtschaft, Risiko- und Versicherungsmanagement), ggf. berufsbegleitend
Aufstieg in Führung und Management
- Teamleitung oder Gruppenleitung im Innen- oder Außendienst
- Agentur- oder Filialleitung
- Führungsfunktionen in Vertrieb, Schaden, Service oder Produktmanagement
- Managementaufgaben im Konzern (z. B. Projektleitung, Bereichsleitung)
Selbstständigkeit
Viele Kaufleute für Versicherungen und Finanzen machen sich nach einigen Jahren Berufserfahrung selbstständig, zum Beispiel als:
- Versicherungsvertreter/in (gebundene Agentur, z. B. als Ausschließlichkeitsvertreter/in für ein Unternehmen)
- Versicherungsmakler/in mit eigenem Kundenstamm
- Finanz- oder Vorsorgeberater/in (unter Beachtung der gesetzlichen Zulassungen, z. B. nach Gewerbeordnung und Versicherungsvermittlerrecht)
Dabei sind je nach Tätigkeit Zulassungen, Sachkundenachweise und Eintragungen im Vermittlerregister erforderlich (z. B. nach § 34d Gewerbeordnung in Verbindung mit der Versicherungsvermittlungsverordnung).
7. Verwandte Berufe
- Kaufmann / Kauffrau für Büromanagement – stärker allgemein-kaufmännisch und verwaltungsorientiert.
- Bankkaufmann / Bankkauffrau – Fokus auf Bankprodukte, Kredite, Zahlungsverkehr.
- Finanzanlagenfachmann / Finanzanlagenfachfrau (IHK) – Spezialisierung auf bestimmte Finanzanlagen (z. B. Fonds), reguliert nach Gewerbeordnung.
- Immobilienkaufmann / Immobilienkauffrau – Schwerpunkt Immobilienwirtschaft, Finanzierung und Verwaltung.
- Versicherungsfachmann / Versicherungsfachfrau (IHK) – Qualifikation insbesondere für die Versicherungsvermittlung, häufig als Aufbaustufe oder Alternative.
8. FAQ – Kaufmann / Kauffrau für Versicherungen und Finanzen
Wie lange dauert die Ausbildung zum Kaufmann / zur Kauffrau für Versicherungen und Finanzen?
Die reguläre Ausbildungszeit beträgt 3 Jahre in dualer Form (Betrieb und Berufsschule). Bei entsprechenden schulischen oder betrieblichen Voraussetzungen ist eine Verkürzung möglich, in der Regel auf 2–2,5 Jahre, wenn der Ausbildungsbetrieb und die zuständige IHK zustimmen.
Welche schulischen Voraussetzungen sollte ich mitbringen?
Gesetzlich ist kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben. Viele Unternehmen bevorzugen jedoch Bewerberinnen und Bewerber mit mittlerem Schulabschluss oder (Fach-)Abitur. Gute Leistungen in Mathematik, Deutsch und ggf. Wirtschaft sowie Interesse an Finanz- und Versicherungsthemen sind wichtig.
Kann ich nach der Ausbildung studieren?
Ja. Mit (Fach-)Hochschulreife kannst du direkt ein Studium beginnen, etwa in Betriebswirtschaft, Versicherungs- und Finanzwirtschaft oder verwandten Studiengängen. Auch berufsbegleitende oder duale Studienangebote der Versicherungs- und Finanzbranche sind verbreitet.
Ist der Beruf eher Bürojob oder Außendienst?
Beides ist möglich. Im Innendienst arbeitest du überwiegend im Büro, bearbeitest Vorgänge und berätst telefonisch oder digital. Im Außendienst liegt der Schwerpunkt auf persönlichen Kundenterminen vor Ort oder in Beratungsbüros. Viele Unternehmen bieten Mischformen an oder ermöglichen einen Wechsel im Laufe der Karriere.
9. Quellen
- Berufsbildungsgesetz (BBiG), Bundesministerium der Justiz – rechtlicher Rahmen für duale Ausbildungsberufe in Deutschland.
- Verordnungen über die Berufsausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen / zur Kauffrau für Versicherungen und Finanzen, Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
- Industrie- und Handelskammern (IHK) – Informationen zu Ausbildungsinhalten, Prüfungen und Zugangsvoraussetzungen im Berufsbild Kaufmann / Kauffrau für Versicherungen und Finanzen.
- Tarifinformationen private Versicherungswirtschaft (z. B. Arbeitgeberverbände / Gewerkschaften) – Orientierungswerte zu Ausbildungsvergütungen und Tarifgehältern, Stand 2024.
- Bundesagentur für Arbeit – Entgeltstatistiken und Berufsinformationen (z. B. BERUFENET, Entgeltatlas) für kaufmännische Berufe in der Versicherungs- und Finanzbranche.
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