Berufsporträt: Zahntechniker / Zahntechnikerin
Zahntechnikerinnen und Zahntechniker fertigen Zahnersatz und zahnmedizinische Geräte, die Patientinnen und Patienten wieder zu einem funktionalen Gebiss und einem natürlichen Lächeln verhelfen. Der Beruf verbindet handwerkliche Präzision, medizinisches Grundverständnis und moderne digitale Technik.
Jobangebote: Zahntechniker / Zahntechnikerin
Im Video siehst du den Alltag eines Zahntechnikers: wie individueller Zahnersatz entsteht und warum Präzision und Handwerk im Labor so wichtig sind.
1. Einleitung
Als Zahntechniker oder Zahntechnikerin arbeitest du meist im Dentallabor und stellst individuellen Zahnersatz, Schienen und andere zahnmedizinische Produkte her. Deine Arbeit erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Zahnärztinnen und Zahnärzten und hat direkten Einfluss auf die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten. Gefragt sind ein ruhiges Händchen, ein gutes ästhetisches Empfinden sowie Freude an modernen Fertigungstechniken, etwa CAD/CAM-Fräsen oder 3D-Druck.
2. Ein Tag als Zahntechniker / Zahntechnikerin
Der berufliche Alltag im zahntechnischen Labor ist abwechslungsreich und hängt stark von den eingehenden Aufträgen der Zahnarztpraxen ab. Typische Tagesabläufe können so aussehen:
- Morgens: Sichtung neuer Aufträge, Kontrolle der eingegangenen Abdrücke, digitale Scans und Anweisungen der Zahnarztpraxis. Planung, welche Arbeiten an diesem Tag Priorität haben.
- Vormittags: Modellherstellung aus Gips, Einartikulieren der Modelle in den Artikulator, Anfertigung von Provisorien, Kronen oder Brückengerüsten. Häufige Arbeit am Computer für die digitale Konstruktion (CAD).
- Mittags: Absprachen im Team, ggf. Rückfragen an die Zahnarztpraxis zu Farbe, Form oder Material; Qualitätssicherung laufender Arbeiten.
- Nachmittags: Verblendung von Gerüsten mit Keramik oder Kunststoff, Ausarbeitung von Modellen, Schleifen, Polieren und Endkontrolle von Arbeiten wie Inlays, Vollkeramikkronen oder Prothesen.
- Später Nachmittag: Dokumentation der Arbeiten, Verpackung und Versand an die Zahnarztpraxen, Pflege und Wartung der Geräte.
Je nach Laborgröße kann der Arbeitsalltag sehr spezialisiert (z. B. nur Keramik) oder eher generalistisch sein, wenn du viele Arbeitsschritte selbst übernimmst.
3. Aufgaben
Die Aufgaben von Zahntechnikerinnen und Zahntechnikern sind vielfältig und reichen von klassischen Handarbeiten bis zur digitalen Konstruktion am Bildschirm.
Wesentliche Tätigkeitsfelder
- Herstellung von festsitzendem Zahnersatz wie Kronen, Brücken, Inlays, Onlays und Veneers
- Fertigung von herausnehmbarem Zahnersatz wie Teil- und Vollprothesen
- Anfertigung von Kieferorthopädischen Geräten (z. B. Spangen, Retainer, Funktionsregler)
- Herstellung von Schienen (Knirscherschienen, Bleachingschienen, Schnarcherschienen)
- Arbeit mit unterschiedlichen Materialien (Metalle, Keramik, Kunststoffe, Zirkonoxid, Verbundwerkstoffe)
- Digitale Zahntechnik: CAD/CAM-Konstruktionen, 3D-Scan und Fräsen, ggf. 3D-Druck
- Modellherstellung anhand von Abdrücken oder digitalen Datensätzen aus der Zahnarztpraxis
- Farb- und Formbestimmung in Abstimmung mit Praxis und Patient (z. B. Frontzahnbereich)
- Reparatur und Erweiterung bestehender Prothesen und anderer Arbeiten
- Qualitätskontrolle, Dokumentation und Einhaltung von Hygiene- und Arbeitsschutzvorschriften
Persönliche Anforderungen
- Sehr gute Feinmotorik und hohe Fingerfertigkeit
- Sorgfalt und Geduld, da es auf Zehntelmillimeter ankommen kann
- Interesse an Naturwissenschaften (insbesondere Werkstoffkunde, Anatomie, Physik)
- Gutes räumliches Vorstellungsvermögen und Sinn für Ästhetik
- Teamfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit gegenüber Zahnärztinnen/Zahnärzten und Laborteam
- Bereitschaft zur Fortbildung im Bereich digitaler Technologien
4. Ausbildung zur Zahntechnikerin / zum Zahntechniker
Die Zahntechnikerin bzw. der Zahntechniker ist in Deutschland ein anerkannter Ausbildungsberuf nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG).
Dauer und Aufbau der Ausbildung
- Ausbildungsdauer: in der Regel 3,5 Jahre (duale Ausbildung im Labor und in der Berufsschule)
- Ausbildungsorte: Dentallabore, zahntechnische Abteilungen von Kliniken, vereinzelt größere Zahnarztpraxen
- Rechtliche Grundlage: Ausbildungsverordnung „Zahntechniker/Zahntechnikerin“ vom 11. Dezember 1997 (BGBl. I S. 3120) sowie BBiG
- Abschluss: Gesellenprüfung vor der zuständigen Handwerkskammer
Voraussetzungen
Formal ist kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben. In der Praxis stellen Betriebe überwiegend Bewerberinnen und Bewerber mit mindestens Hauptschulabschluss oder mittlerem Bildungsabschluss ein. Gute Leistungen in Mathematik, Physik, Biologie und Werken/Technik sind von Vorteil.
Inhalte der Berufsausbildung
- Grundlagen der Zahn- und Kieferanatomie
- Werkstoffkunde (Metalle, Keramik, Kunststoffe, Legierungen)
- Herstellung von Modellen, Bissnahmen und Registraten
- Fertigung von festsitzendem und herausnehmbarem Zahnersatz
- Verblendtechnik mit Keramik oder Kunststoff
- Kieferorthopädische Geräte und Schienen
- Digitale Technologien (CAD/CAM, Scannen, Fräsen, ggf. 3D-Druck)
- Qualitätssicherung, Hygiene und Arbeitsschutz
- Kundenorientierung und Zusammenarbeit mit Zahnarztpraxen
Weiterführende Qualifikationen
Nach der Gesellenprüfung stehen verschiedene Fort- und Weiterbildungen offen:
- Zahntechnikermeister / Zahntechnikermeisterin (Meisterprüfung vor der Handwerkskammer)
- Staatlich geprüfte/r Techniker/in Fachrichtung Medizintechnik (Schwerpunkt Zahntechnik möglich)
- Spezialisierungen, z. B. Ceramic Specialist, Implantatprothetik, CAD/CAM-Fachkraft (über Kammern und Fachverbände)
- Ausbildereignungsprüfung (AEVO) zur Anleitung von Auszubildenden
5. Gehalt als Zahntechniker / Zahntechnikerin
Die Vergütung von Zahntechnikerinnen und Zahntechnikern richtet sich nach Berufserfahrung, Region, Betriebsgröße, Tarifbindung und Qualifikation (z. B. Meistertitel). Für tarifgebundene Betriebe gilt insbesondere der Bundesrahmentarifvertrag für Zahntechnikerhandwerk, abgeschlossen zwischen dem Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI) und der IG Metall.
Ausbildungsvergütung
Laut Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) lag die durchschnittliche monatliche Brutto-Ausbildungsvergütung im Zahntechnikerhandwerk im Jahr 2023 bundesweit ungefähr in folgendem Bereich:
- 1. Ausbildungsjahr: ca. 650 € – 850 € brutto/Monat
- 2. Ausbildungsjahr: ca. 700 € – 950 € brutto/Monat
- 3. Ausbildungsjahr: ca. 800 € – 1.050 € brutto/Monat
- 4. Ausbildungsjahr: ca. 850 € – 1.150 € brutto/Monat
Einstiegsgehalt nach der Ausbildung
Nach abgeschlossener Ausbildung können Zahntechnikerinnen und Zahntechniker laut Entgeltspiegeln verschiedener Handwerkskammern und Angaben tarifgebundener Betriebe in vielen Regionen mit einem Brutto-Einstiegsgehalt von etwa 2.200 € bis 2.600 € pro Monat rechnen (Stand: 2024/2025).
Gehalt mit Berufserfahrung und Spezialisierung
- Mit einigen Jahren Berufserfahrung und erweiterten Aufgaben (z. B. Labororganisation, Spezialisierung auf Keramik oder Implantatprothetik) steigen Monatsgehälter häufig auf etwa 2.600 € bis 3.200 € brutto.
- Erfahrene Fachkräfte in verantwortungsvollen Positionen, in größeren Laboren oder mit besonderen Spezialisierungen können auch über 3.200 € brutto monatlich verdienen.
Gehalt als Zahntechnikermeister / Zahntechnikermeisterin
Zahntechnikermeisterinnen und Zahntechnikermeister, die ein Labor leiten oder im mittleren Management tätig sind, erzielen je nach Region und Betriebsgröße teils deutlich höhere Einkommen. Monatliche Bruttogehälter von 3.500 € bis 4.500 € und mehr sind möglich, insbesondere in leitenden Positionen oder bei selbstständiger Laborführung.
| Karrierestufe | Monatsgehalt brutto (ca.) |
|---|---|
| Ausbildung (Durchschnitt 1.–4. Jahr) | 650 € – 1.150 € |
| Einstieg nach Ausbildung | 2.200 € – 2.600 € |
| Berufserfahrene Fachkraft | 2.600 € – 3.200 € |
| Zahntechnikermeister/in (Angestellte Leitung) | 3.500 € – 4.500 €+ |
Konkrete, aktuelle Entgeltinformationen bieten unter anderem Tarifinformationen der IG Metall und des VDZI sowie regionale Handwerkskammern.
6. Karrierewege in der Zahntechnik
Nach der Ausbildung gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich fachlich und beruflich weiterzuentwickeln.
Fachliche Spezialisierung
- Keramik- und Ästhetikspezialist/in (Frontzahnbereich, Vollkeramik, Veneers)
- Implantatprothetik (Suprakonstruktionen für Implantate)
- CAD/CAM-Experte (Digitale Konstruktion, Fräs- und 3D-Druck-Technologien)
- Kieferorthopädische Zahntechnik (Spangen, Aligner, Retainer)
- Spezialisierung auf Prothesen (Total- und Teilprothetik, komplexe Kombinationsarbeiten)
Weiterbildung und Aufstieg
- Zahntechnikermeister/in: Qualifikation für Führungsaufgaben, Laborleitung und Ausbildung von Nachwuchskräften (Meisterschule, Meisterprüfung bei der Handwerkskammer).
- Betriebswirt/in (HwO) oder Fachwirt/in im Handwerk: Erweiterung betriebswirtschaftlicher Kompetenzen für Management und unternehmerische Verantwortung.
- Lehrtätigkeit: Tätigkeit als Ausbilder/in im Labor, an Berufsbildungszentren oder Fachschulen.
Selbstständigkeit
Mit der Meisterqualifikation ist der Weg frei für die Gründung oder Übernahme eines Dentallabors. Selbstständige Zahntechnikermeisterinnen und Zahntechnikermeister arbeiten eng mit mehreren Zahnarztpraxen zusammen und tragen Verantwortung für Personal, Investitionen in Labortechnik und betriebswirtschaftliche Steuerung.
7. Verwandte Berufe
Wenn du dich für Zahntechnik interessierst, können auch folgende Berufe für dich spannend sein:
- Zahnmedizinische Fachangestellte / Zahnmedizinischer Fachangestellter (ZFA): Assistenz in der Zahnarztpraxis, Patientenbetreuung, Organisation.
- Zahnarzt / Zahnärztin: Studium der Zahnmedizin, eigenständige Behandlung von Patientinnen und Patienten, Erstellung der Aufträge für das Dentallabor.
- Medizintechniker/in: Entwicklung und Wartung medizinischer Geräte und Technologien.
- Orthopädietechnik-Mechaniker/in: Fertigung orthopädischer Hilfsmittel wie Prothesen und Orthesen.
- Feinwerkmechaniker/in: Präzisionshandwerk mit Metall und anderen Werkstoffen.
8. FAQ zum Beruf Zahntechniker / Zahntechnikerin
1. Arbeiten Zahntechniker mit Patientinnen und Patienten direkt zusammen?
Die meisten Zahntechnikerinnen und Zahntechniker arbeiten hauptsächlich im Labor und haben wenig direkten Patientenkontakt. In einigen Fällen, insbesondere bei ästhetisch anspruchsvollen Frontzahnversorgungen, kann es jedoch sinnvoll sein, dass der Patient zur Farb- und Formabstimmung ins Labor kommt. Dann erfolgt eine direkte Abstimmung zwischen Zahntechniker, Zahnarzt und Patient.
2. Wie stark ist die Zahntechnik von Digitalisierung betroffen?
Die Zahntechnik ist in den letzten Jahren stark digitalisiert worden. Viele Arbeiten werden heute mit Intraoralscannern, CAD-Software und CAM-Fräsmaschinen oder 3D-Druckern gefertigt. Traditionelle handwerkliche Fähigkeiten bleiben dennoch wichtig, zum Beispiel bei der individuellen Ausgestaltung und Verblendung von Zahnersatz. Digitale Kompetenzen sind ein wesentlicher Karrierefaktor.
3. Ist der Beruf körperlich belastend?
Die Arbeit findet überwiegend sitzend an Werkbänken oder CAD-Arbeitsplätzen statt. Einseitige Körperhaltungen, Feinarbeit über längere Zeiträume und der Umgang mit Staub oder Chemikalien können belastend sein. Ergonomische Arbeitsplätze, Pausen, Schutzkleidung und Absauganlagen sind wichtig, um die Gesundheit zu schützen. Betriebe sind verpflichtet, Arbeitsschutzvorschriften einzuhalten.
4. Welche Zukunftsperspektiven hat der Beruf Zahntechniker?
Durch den demografischen Wandel und die hohe Bedeutung der Zahngesundheit bleibt der Bedarf an qualitativ hochwertigem Zahnersatz hoch. Gleichzeitig verändern neue Werkstoffe und digitale Verfahren das Berufsbild. Wer bereit ist, sich fortlaufend weiterzubilden – etwa in CAD/CAM oder Implantatprothetik – hat gute Chancen auf langfristig stabile Beschäftigung und Aufstiegsmöglichkeiten, auch in leitende Positionen oder in die Selbstständigkeit.
9. Quellenblock
- Bundesministerium der Justiz (BMJ): Verordnung über die Berufsausbildung zum Zahntechniker/zur Zahntechnikerin, BGBl. I 1997, S. 3120 ff. – abrufbar über gesetze-im-internet.de.
- Berufsbildungsgesetz (BBiG) – Bundesministerium der Justiz, gesetze-im-internet.de/bbig_2005.
- Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI): Informationen zu Tarifverträgen und Berufsbild Zahntechnik, vdzi.de.
- Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB): Datenreport zur beruflichen Bildung, Ausbildungsvergütungen im Zahntechnikerhandwerk, bibb.de.