Berufsporträt: Wirtschaftsingenieur / Wirtschaftsingenieurin

Wirtschaftsingenieurinnen und Wirtschaftsingenieure verbinden technisches Verständnis mit betriebswirtschaftlichem Know-how. Sie planen, steuern und optimieren Prozesse an der Schnittstelle von Technik, Management und Markt – etwa in Produktion, Logistik, Vertrieb oder Projektmanagement.

Jobangebote: Wirtschaftsingenieur / Wirtschaftsingenieurin

Wirtschaftsingenieur / Wirtschaftsingenieurin in einem Industrieunternehmen

1. Einleitung

Der Beruf des Wirtschaftsingenieurs / der Wirtschaftsingenieurin gehört zu den typischen Schnittstellenberufen in der Industrie. Fachkräfte in diesem Bereich verstehen sowohl technische Abläufe als auch die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen von Entscheidungen. Dadurch können sie technische Lösungen wirtschaftlich bewerten, Projekte steuern und dazu beitragen, dass Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben.

Typische Einsatzfelder finden sich in Industrie, Logistik, Energiebranche, Beratung und im öffentlichen Sektor. Das Berufsbild ist vielseitig: Je nach Schwerpunkt arbeitest du näher an der Technik (z. B. Produktionsplanung) oder stärker im Management (z. B. Controlling, Supply-Chain-Management).

2. Ein Tag als Wirtschaftsingenieur / Wirtschaftsingenieurin

Der Arbeitsalltag hängt stark von Branche und Position ab. Viele Wirtschaftsingenieurinnen und Wirtschaftsingenieure arbeiten im Büro, sind regelmäßig in Meetings und stimmen sich mit verschiedenen Fachabteilungen ab. Je nach Aufgabenfeld gehören aber auch Werkstatt- oder Produktionsrundgänge, Kundentermine oder Dienstreisen zum Alltag.

Typischer Tagesablauf (Beispiel in einem Industrieunternehmen)

  • Morgens: Auswertung von Kennzahlen aus Produktion, Einkauf oder Logistik; Überprüfung von Projektplänen, Abstimmung der Prioritäten für den Tag.
  • Vormittags: Besprechung mit Produktion, Entwicklung und Einkauf zu einem neuen Produkt oder einer Prozessoptimierung; Bewertung von Kosten, Zeitbedarf und technischen Anforderungen.
  • Mittags: Rücksprache mit Lieferanten oder externen Dienstleistern, Bearbeitung von Angeboten, Erstellung von Kalkulationen.
  • Nachmittags: Arbeit an Analysen (z. B. Wirtschaftlichkeitsrechnungen, Make-or-Buy-Entscheidungen), Dokumentation von Projektergebnissen, Vorbereitung von Präsentationen für das Management.
  • Später Nachmittag: Projektstatus-Meeting, Abstimmung von Maßnahmen und Terminen, Aktualisierung von Projektplänen und Reportings.

Je nach Rolle kann der Fokus stärker auf Projektmanagement, Datenanalyse, Prozessverbesserung, technischem Vertrieb oder Controlling liegen.

3. Aufgaben

Wirtschaftsingenieurinnen und Wirtschaftsingenieure übernehmen Aufgaben an der Schnittstelle von Technik, Wirtschaft und Organisation. Sie arbeiten häufig interdisziplinär und koordinieren verschiedene Beteiligte.

Zentrale Aufgabenbereiche

  • Prozessanalyse und -optimierung: Analyse bestehender Abläufe (z. B. in Produktion oder Logistik), Identifikation von Schwachstellen und Erarbeitung von Verbesserungsmaßnahmen.
  • Projektmanagement: Planung, Steuerung und Kontrolle von Projekten – von der technischen Konzeption bis zur wirtschaftlichen Bewertung.
  • Wirtschaftlichkeitsberechnungen: Erstellung von Kosten-Nutzen-Analysen, Investitionsrechnungen, Amortisationsberechnungen und Szenarioanalysen.
  • Technischer Einkauf und Supply-Chain-Management: Bewertung von Angeboten, Auswahl von Lieferanten, Mitwirkung an Vertragsverhandlungen, Optimierung von Lieferketten.
  • Produktmanagement und technischer Vertrieb: Schnittstelle zwischen Entwicklung, Produktion und Markt; Unterstützung im Vertrieb technisch komplexer Produkte mit kaufmännischer und technischer Argumentation.
  • Qualitäts- und Risikomanagement: Mitwirkung beim Aufbau und der Weiterentwicklung von Qualitätsmanagementsystemen, Bewertung technischer und wirtschaftlicher Risiken.
  • Controlling und Reporting: Aufbereitung von Kennzahlen, Erstellung von Berichten für Management und Fachabteilungen, Ableitung von Handlungsempfehlungen.

Typische Branchen

  • Maschinen- und Anlagenbau
  • Automobilindustrie und Zulieferer
  • Energie- und Umwelttechnik
  • Logistik- und Transportwirtschaft
  • IT- und Telekommunikationsbranche
  • Unternehmensberatung und Wirtschaftsprüfung
  • Öffentlicher Dienst und Infrastrukturunternehmen

Wichtige Fähigkeiten und Kompetenzen

  • Technisches Verständnis (z. B. für Produktionsabläufe, technische Produkte, Anlagen)
  • Analytische und mathematische Fähigkeiten (z. B. für Kalkulationen, Datenanalysen, Statistik)
  • Grundlagen in Betriebswirtschaft und Recht (z. B. Kostenrechnung, Vertragsgrundlagen)
  • Projekt- und Zeitmanagement
  • Kommunikations- und Teamfähigkeit, da häufig in interdisziplinären Teams gearbeitet wird
  • IT- und Softwarekenntnisse, etwa in Tabellenkalkulation, ERP-Systemen oder Projektmanagement-Tools
  • Englischkenntnisse, insbesondere in international tätigen Unternehmen

4. Ausbildung / Studium

Der Beruf Wirtschaftsingenieur / Wirtschaftsingenieurin ist in Deutschland kein klassischer Ausbildungsberuf, sondern wird in der Regel über ein im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen oder verwandter Studiengänge erreicht.

Studium Wirtschaftsingenieurwesen

  • Abschlussarten: Bachelor of Engineering (B. Eng.), Bachelor of Science (B. Sc.), Master of Engineering (M. Eng.), Master of Science (M. Sc.).
  • Dauer: Bachelor in der Regel 6–7 Semester, Master zusätzlich 3–4 Semester.
  • Studieninhalte (Beispiele):
    • Mathematik, Physik, Informatik-Grundlagen
    • Technische Mechanik, Elektrotechnik, Fertigungstechnik (je nach Schwerpunkt)
    • Betriebswirtschaftslehre, Rechnungswesen, Controlling
    • Volkswirtschaftslehre, Wirtschaftsrecht
    • Logistik, Produktionsmanagement, Qualitätsmanagement
    • Methodenkompetenz (Projektmanagement, Statistik, Operations Research)

Einige Hochschulen bieten duale Studiengänge an, bei denen sich Studienphasen und Praxisphasen im Unternehmen abwechseln. Informationen zu Studienangeboten finden sich unter anderem bei der Hochschulrektorenkonferenz (Hochschulkompass) sowie auf den Seiten der jeweiligen Hochschulen.

Zugangsvoraussetzungen

  • Allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife bzw. Fachhochschulreife (je nach Hochschule)
  • teilweise NC (Numerus clausus) oder Eignungsprüfungen
  • Interesse an Technik, Mathematik und Wirtschaft

Weiterbildung und Spezialisierung

  • Masterstudium mit Vertiefungen, z. B. Produktionsmanagement, Logistik, Energie- oder Umweltmanagement, Technischer Vertrieb.
  • Zertifikatslehrgänge z. B. in Projektmanagement, Lean Management, Qualitätsmanagement (z. B. von Kammern oder Fachverbänden).
  • Aufstiegsweiterbildungen im Managementbereich, z. B. berufsbegleitende MBA-Programme.

5. Gehalt als Wirtschaftsingenieur / Wirtschaftsingenieurin

Das Einkommen von Wirtschaftsingenieurinnen und Wirtschaftsingenieuren hängt von Branche, Unternehmensgröße, Region, Tarifbindung und Berufserfahrung ab. In tarifgebundenen Unternehmen gelten jeweils die einschlägigen Tarifverträge (z. B. Metall- und Elektroindustrie, Chemische Industrie).

Durchschnittliches Gehalt

Laut Gehaltsdaten des VDI-Ingenieurmonitors und branchenbezogenen Auswertungen liegen die Bruttogehälter von Ingenieurinnen und Ingenieuren in Deutschland im Mittelbereich von rund 60.000 bis 75.000 Euro jährlich, abhängig von Berufserfahrung und Branche.

Einstiegsgehalt

Für den Einstieg von Wirtschaftsingenieurinnen und Wirtschaftsingenieuren in tarifgebundenen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie (Beispiel: Entgeltgruppen für Hochschulabsolventen) bewegen sich die Einstiegsjahresgehälter häufig im Bereich von etwa 50.000 bis 55.000 Euro brutto (Stand ca. 2025, angelehnt an Tarifinformationen der IG Metall).

Gehalt mit Berufserfahrung

  • ca. 3–5 Jahre Berufserfahrung: in vielen Fällen Anstieg auf etwa 60.000–70.000 Euro brutto jährlich, je nach Verantwortung und Branche.
  • ab 10 Jahren Berufserfahrung / Führungsaufgaben: z. B. als Projektleiter/in oder Teamleiter/in, können Gehälter von 70.000–90.000 Euro und darüber erreicht werden.

Einflussfaktoren auf das Gehalt

  • Branche: Automobilindustrie, Chemische Industrie und Energiebranche zahlen häufig überdurchschnittlich; kleinere Dienstleister teilweise darunter.
  • Region: In Süddeutschland sind Ingenieurgehälter im Schnitt höher als in einigen anderen Regionen.
  • Tarifbindung: Unternehmen mit Tarifvertrag zahlen in der Regel strukturierte und häufig höhere Gehälter als nicht tarifgebundene Betriebe.
  • Position und Verantwortung: Projektleitung, Budgetverantwortung oder Personalführung wirken sich meist positiv auf das Einkommen aus.

Hinweis: Konkrete Gehaltsangaben können je nach Quelle abweichen. Verlässliche Übersichten bieten unter anderem Tarifinformationen von IG Metall, ver.di sowie Gehaltsstudien von Ingenieurverbänden.

6. Karrierewege

Wirtschaftsingenieurinnen und Wirtschaftsingenieure haben vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten. Je nach Interesse sind fachliche Spezialisierungen oder Führungspositionen möglich.

Typische Einstiegspositionen

  • Junior-Projektmanager/in in Technik- oder IT-Projekten
  • Mitarbeiter/in im Produktions- oder Logistikcontrolling
  • Planungsingenieur/in in der Fertigungs- oder Prozessplanung
  • Sachbearbeiter/in im technischen Einkauf oder Supply-Chain-Management
  • Junior-Consultant in Unternehmens- oder Technikberatung

Entwicklungsmöglichkeiten

  • Fachlaufbahn: Spezialisierung z. B. in Lean Management, Qualitätsmanagement, Energie- und Umweltmanagement, Datenanalyse.
  • Projektlaufbahn: Entwicklung vom Projektmitarbeiter/zur Projektmitarbeiterin zur Projektleitung, später Programm- oder Portfoliomanagement.
  • Führungslaufbahn: Team- oder Abteilungsleitung in Bereichen wie Produktion, Logistik, Einkauf, Prozessmanagement oder Business Development.

Weiterbildung und Studium

  • Master oder MBA: Vertiefung von Management- oder Technikkompetenzen, oft berufsbegleitend.
  • Fachspezifische Zertifikate: z. B. Projektmanagement-Zertifizierungen (IPMA, PMI), Qualitätsmanagement (z. B. ISO 9001-Auditor), Lean-Six-Sigma-Trainings.
  • Promotion: insbesondere für wissenschaftliche Laufbahnen oder forschungsnahe Tätigkeiten in Unternehmen.

7. Verwandte Berufe

Je nach Neigung können folgende Berufe und Studienrichtungen eine Alternative oder Ergänzung zum Wirtschaftsingenieurwesen darstellen:

  • Maschinenbauingenieur/in – stärker technisch ausgerichtet, mit Fokus auf Konstruktion und Entwicklung.
  • Industriemechaniker/in – anerkannter Ausbildungsberuf mit Fokus auf Fertigung und Instandhaltung von Maschinen.
  • Industriekaufmann / Industriekauffrau – kaufmännischer Beruf im Industriebetrieb mit Schwerpunkten in Einkauf, Vertrieb, Controlling.
  • Betriebswirt/in (Bachelor, Master, Diplom) – Fokus auf betriebswirtschaftliche Themen wie Marketing, Finanzen, Personal.
  • Wirtschaftsinformatiker/in – Schnittstelle zwischen IT und Management, mit Schwerpunkt auf Informationssystemen.

8. FAQ zum Beruf Wirtschaftsingenieur / Wirtschaftsingenieurin

Wie wird man Wirtschaftsingenieur / Wirtschaftsingenieurin?

In der Regel erfolgt der Einstieg über ein Studium im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen (Bachelor, ggf. später Master) an einer Hochschule oder Universität. Alternativ können auch technisch-orientierte Studiengänge mit wirtschaftlichem Schwerpunkt zu ähnlichen Tätigkeiten führen. Duale Studiengänge ermöglichen die Verbindung von Studium und Praxis im Unternehmen.

In welchen Branchen arbeiten Wirtschaftsingenieurinnen und Wirtschaftsingenieure besonders häufig?

Sehr verbreitet ist der Einsatz in der Industrie (Maschinenbau, Automobil, Elektrotechnik), in der Logistik, der Energiebranche, im Anlagenbau sowie in Beratungsunternehmen. Auch im öffentlichen Sektor, bei Infrastrukturdienstleistern und in technologieorientierten Start-ups sind sie zu finden.

Ist Wirtschaftsingenieurwesen eher technisch oder wirtschaftlich ausgerichtet?

Das Studium und der spätere Beruf sind bewusst interdisziplinär angelegt. Es gibt sowohl technische als auch wirtschaftliche Studieninhalte. Je nach Hochschule und persönlicher Schwerpunktsetzung kann der Fokus etwas stärker technisch oder betriebswirtschaftlich sein. Im Beruf hängt die Ausrichtung stark von der jeweiligen Position ab.

Welche persönlichen Voraussetzungen sind für den Beruf wichtig?

Nützlich sind Interesse an Technik und Wirtschaft, Freude am Umgang mit Zahlen, analytisches Denken, Kommunikationsfähigkeit und Teamarbeit. Da viele Aufgaben projektorientiert sind, helfen zudem Organisationstalent und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. In international ausgerichteten Unternehmen werden gute Englischkenntnisse erwartet.

9. Quellenblock

  1. Hochschulrektorenkonferenz (HRK) – Hochschulkompass: Informationen zu Studienangeboten in Deutschland, insbesondere Wirtschaftsingenieurwesen. Online: https://www.hochschulkompass.de
  2. VDI – Verein Deutscher Ingenieure: Ingenieurmonitor, Gehalts- und Arbeitsmarktinformationen für Ingenieurberufe. Online: https://www.vdi.de
  3. IG Metall: Tarifinformationen zur Metall- und Elektroindustrie, u. a. für Ingenieurinnen und Ingenieure. Online: https://www.igmetall.de/themen/tarif
  4. ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft: Tarifinformationen in Dienstleistungsbranchen. Online: https://www.verdi.de/themen/tarif

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