Berufsporträt: Schweißer / Schweißerin

Schweißerinnen und Schweißer verbinden Metalle dauerhaft und präzise – vom feinen Edelstahlgeländer bis hin zu Stahlbrücken, Druckbehältern oder Rohrleitungen in der Industrie. Der Beruf erfordert ein sehr gutes Technikverständnis, hohe Konzentration und ein ausgeprägtes Sicherheitsbewusstsein.

Jobangebote: Schweißer / Schweißerin

Schweißer / Schweißerin beim Schweißen eines Stahlbauteils in einer Werkhalle

1. Einleitung

Der Beruf Schweißer / Schweißerin ist ein anerkannter Industrie- und Handwerksberuf im Bereich der Metallverarbeitung. Geschweißt wird in nahezu allen Branchen: Maschinen- und Anlagenbau, Fahrzeugbau, Rohrleitungsbau, Bauwesen, Schiffbau oder Energiewirtschaft. Die Arbeit reicht von Einzelanfertigungen bis zur Serienproduktion.

Schweißen gilt als sogenanntes „Schweißzusatzverfahren“ nach DIN EN ISO 4063 und umfasst verschiedene Verfahren wie Lichtbogen-, Gas-, Widerstands- oder Laserstrahlschweißen. Schweißerinnen und Schweißer arbeiten nach technischen Zeichnungen, Normen (z. B. DIN EN ISO 9606 Qualifizierung von Schweißern) und strengen Sicherheitsvorschriften.

2. Ein Tag als Schweißer / Schweißerin

Wie ein typischer Arbeitstag aussieht, hängt stark von Branche und Einsatzort ab. Grundsätzlich lässt er sich so beschreiben:

  • Arbeitsbeginn und Vorbereitung: Anziehen der persönlichen Schutzausrüstung (Schweißhelm, Schutzbrille, Handschuhe, Schutzkleidung), Übernahme von Arbeitsaufträgen, Sichtung von Zeichnungen und Schweißanweisungen (WPS – Welding Procedure Specification).
  • Bauteile vorbereiten: Reinigen, Entrosten, Anfasen und Ausrichten der Werkstücke; Fixieren mit Spannvorrichtungen oder Heftschweißungen.
  • Schweißarbeiten ausführen: Einstellen der Schweißgeräte (Stromstärke, Spannung, Gasdurchfluss), Wahl des geeigneten Zusatzwerkstoffs, Fügen der Bauteile in verschiedenen Positionen (PA bis PF) unter Beachtung von Nahtform, Wärmeeinbringung und Verzug.
  • Zwischen- und Endkontrollen: Sichtprüfung der Nähte, ggf. Schleifen, Nachschweißen; Vorbereitung für weitergehende Prüfungen (z. B. Röntgen, Ultraschall, Farbeindringverfahren).
  • Dokumentation: Ausfüllen von Arbeits- und Prüfprotokollen, Dokumentation von Schweißfolgen, Meldung von Abweichungen oder Fehlern.
  • Reinigung und Wartung: Säuberung des Arbeitsplatzes, Kontrolle von Schweißbrennern, Kabeln, Gasflaschen und Absaugvorrichtungen.

In vielen Betrieben wird im Schichtbetrieb gearbeitet, insbesondere in großen Industrieanlagen, im Fahrzeugbau oder in der Serienfertigung. Bei Montagetätigkeiten, z. B. auf Baustellen oder Werften, kommen Außeneinsätze, Arbeiten in großer Höhe oder in engen Behältern hinzu. Körperliche Belastbarkeit und ein gutes Sehvermögen sind daher wichtig.

3. Aufgaben als Schweißer / Schweißerin

3.1 Zentrale Tätigkeiten

  • Vorbereitung von Werkstücken:
    • Lesen und Verstehen von technischen Zeichnungen und Schweißplänen
    • Auswahl des Schweißverfahrens (z. B. MAG, MIG, WIG, E-Hand, Gasschweißen)
    • Zuschnitt, Anfasen und Reinigen der Werkstoffe
  • Ausführen von Schweißarbeiten:
    • Einrichten und Bedienen von Schweißgeräten und -anlagen
    • Durchführen von Schweißungen an Blechen, Rohren und Profilen aus Stahl, Edelstahl oder Aluminium
    • Herstellen von Kehlnähten, Stumpfnähten, Ecknähten u. a. unter verschiedenen Positionen
  • Qualitätssicherung:
    • Sichtprüfung der Nähte, Maßkontrolle mit Messmitteln (z. B. Schweißnahtlehre, Messschieber)
    • Vorbereiten und Begleiten zerstörungsfreier Prüfungen (z. B. VT, PT, RT, UT)
    • Nacharbeit fehlerhafter Schweißnähte und Dokumentation von Abweichungen
  • Arbeitssicherheit und Umweltschutz:
    • Einhaltung der Unfallverhütungsvorschriften der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV)
    • Nutzung von Absauganlagen und Schutzausrüstung zum Schutz vor Rauch, Funken und UV-Strahlung
    • Vorschriftsmäßiger Umgang mit Gasflaschen, Druckbehältern und Gefahrstoffen

3.2 Typische Einsatzbereiche

  • Metallbau und Stahlbau (z. B. Hallenkonstruktionen, Brücken, Geländer)
  • Maschinen- und Anlagenbau (Gestelle, Maschinenteile, Rahmenkonstruktionen)
  • Fahrzeugbau (Nutzfahrzeuge, Schienenfahrzeuge, Landmaschinen, Karosseriebau)
  • Rohrleitungs- und Behälterbau (Druckbehälter, Pipelines, Kraftwerksanlagen)
  • Schiffbau und Offshore (Schiffsrümpfe, Plattformen, maritime Anlagen)
  • Instandhaltung und Montage (Reparaturschweißungen, Umbauten, Serviceeinsätze)

3.3 Wichtige Fähigkeiten und persönliche Voraussetzungen

  • Gutes technisches Verständnis und räumliches Vorstellungsvermögen
  • Sehr sorgfältige und konzentrierte Arbeitsweise
  • Körperliche Belastbarkeit, sicheres Arbeiten in Zwangshaltungen, ggf. in Höhe oder engen Räumen
  • Teamfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein für Arbeitssicherheit und Qualität
  • Bereitschaft zur Schicht- und Montagetätigkeit (je nach Arbeitgeber)

4. Ausbildung / Qualifizierung zum Schweißer / zur Schweißerin

4.1 Wege in den Beruf

„Schweißer / Schweißerin“ ist in Deutschland in der Regel kein eigenständiger anerkannter Ausbildungsberuf nach Berufsbildungsgesetz (BBiG), sondern eine Zusatzqualifikation, die häufig auf einer metalltechnischen Berufsausbildung aufbaut. Typische Erstausbildungen sind zum Beispiel:

  • Anlagenmechaniker / Anlagenmechanikerin
  • Konstruktionsmechaniker / Konstruktionsmechanikerin
  • Metallbauer / Metallbauerin
  • Industriemechaniker / Industriemechanikerin
  • Feinwerkmechaniker / Feinwerkmechanikerin

Anschließend erfolgt die Qualifizierung zum Schweißer in der Regel über Schweißlehrgänge und Prüfungen in anerkannten Bildungseinrichtungen, zum Beispiel durch den DVS – Deutscher Verband für Schweißen und verwandte Verfahren e. V. oder vergleichbare Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalten.

4.2 Inhalte der Schweißerausbildung

Die Inhalte orientieren sich an den jeweiligen Schweißverfahren und Anforderungen der Betriebe und können u. a. folgende Schwerpunkte umfassen:

  • Grundlagen der Schweißtechnik, Werkstoffkunde und Schweißverfahren
  • Schweißen von Stumpf- und Kehlnähten in unterschiedlichen Positionen
  • Umgang mit Schweißgeräten, Brennern, Zusatzwerkstoffen und Schutzgasen
  • Qualitätssicherung, Prüfverfahren, Fehlererkennung und -vermeidung
  • Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Brandschutz beim Schweißen

4.3 Schweißerprüfungen und Zertifikate

Für viele Tätigkeiten – insbesondere im Stahlbau, Rohrleitungsbau, Druckgerätebau oder bei sicherheitsrelevanten Konstruktionen – sind gültige Schweißerprüfbescheinigungen erforderlich. Grundlage sind u. a. folgende Normen und Regelwerke:

  • DIN EN ISO 9606 – Qualifizierung von Schweißern (Schmelzschweißen)
  • DVS-Richtlinien (z. B. DVS 1110 ff.)
  • Branchen- und projektspezifische Anforderungen (z. B. Druckgeräte-Richtlinie, AD-Regelwerk)

Die Prüfungen werden in der Regel in Schweißkursstätten abgenommen. Die Bescheinigungen sind zeitlich befristet und müssen laut Norm in bestimmten Abständen durch Wiederholungsprüfungen oder Tätigkeitsnachweise verlängert werden.

4.4 Formale Zugangsvoraussetzungen

  • Rechtlich ist meist kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben; die Betriebe verlangen häufig einen Hauptschulabschluss oder mittleren Schulabschluss.
  • Für viele Schweißlehrgänge werden Grundkenntnisse in Metallberufen oder eine abgeschlossene Berufsausbildung vorausgesetzt.
  • Gutes Sehvermögen (ggf. augenärztliche Bescheinigung), Farbtüchtigkeit und gesundheitliche Eignung sind wichtig.

5. Gehalt als Schweißer / Schweißerin

Die Vergütung von Schweißerinnen und Schweißern hängt von mehreren Faktoren ab: Branche, Tarifbindung, Region, Qualifikationsniveau (z. B. Spezialschweißer, Rohrschweißer), Schichtarbeit und Berufserfahrung. Verlässliche Orientierungswerte liefern insbesondere tarifliche Entgeltgruppen in der Metall- und Elektroindustrie sowie Angaben der Bundesagentur für Arbeit.

Gehaltsspanne Schweißer / Schweißerin in Deutschland (brutto, Stand 2025)

  • Berufseinstieg (0–2 Jahre): 2.600 € – 3.000 € pro Monat
  • Berufserfahren (3–7 Jahre): 2.900 € – 3.500 € pro Monat
  • Spezialschweißer / Rohrschweißer: 3.200 € – 4.200 € pro Monat

5.1 Tarifliche Einordnung

In tarifgebundenen Betrieben der Metall- und Elektroindustrie oder des Metallhandwerks werden qualifizierte Schweißerinnen und Schweißer in der Regel in Facharbeiter-Entgeltgruppen eingruppiert. Die konkreten Beträge variieren je nach Tarifgebiet und Jahr. Orientierung bieten u. a. die Tarifinformationen der IG Metall und der zuständigen Arbeitgeberverbände.

5.2 Einflussfaktoren auf das Gehalt

  • Branche: Rohrleitungsbau, Kraftwerks- oder Anlagenbau zahlen tendenziell höher als kleine Handwerksbetriebe.
  • Qualifikation: Mehrere gültige Schweißerprüfungen, Spezialisierung (z. B. WIG-Edelstahl, Rohrschweißen, Aluminiumschweißen) erhöhen die Verdienstchancen.
  • Arbeitszeitmodell: Schicht-, Wochenend- oder Montageeinsätze führen häufig zu Zuschlägen und Auslöse.
  • Region: Westdeutsche Bundesländer und Ballungsräume zahlen meist höhere Löhne als strukturschwächere Regionen.

6. Karrierewege und Entwicklungsmöglichkeiten

6.1 Fachliche Spezialisierung

Erfahrene Schweißerinnen und Schweißer können sich auf bestimmte Verfahren, Werkstoffe oder Branchen spezialisieren, zum Beispiel:

  • Spezialschweißer für WIG-Schweißen von Edelstahl oder Aluminium
  • Rohrschweißer im Kraftwerks-, Pipeline- oder Chemieanlagenbau
  • Schweißer im Schiffbau oder im Offshore-Bereich
  • Schweißer für Druckgeräte und Behälter mit hohen Sicherheitsanforderungen

6.2 Aufstieg in verantwortungsvollere Positionen

  • Schicht- oder Teamleitung in der Fertigung oder Montage
  • Vorarbeiter / Vorarbeiterin im Metallbau, Stahlbau oder Rohrleitungsbau
  • Qualitätskontrolle und Prüfaufgaben im Bereich Schweißtechnik

6.3 Weiterbildungen im Schweiß- und Metallbereich

Zahlreiche anerkannte Fortbildungen ermöglichen einen beruflichen Aufstieg, zum Beispiel:

  • Geprüfter Schweißer / Geprüfte Schweißerin (DVS-zertifiziert)
  • Internationaler Schweißfachmann (IWS) bzw. Schweißfachfrau
  • Schweißwerkmeister / Schweißwerkmeisterin
  • Industriemeister Metall (IHK)
  • Staatlich geprüfter Techniker / Staatlich geprüfte Technikerin (z. B. Maschinentechnik, Metallbautechnik)

Mit entsprechender Berufserfahrung und Zusatzqualifikationen sind mittelfristig auch Tätigkeiten in Arbeitsvorbereitung, Fertigungsplanung, Qualitätssicherung oder im technischen Vertrieb möglich.

6.4 Akademische Perspektiven

Wer die schulischen Voraussetzungen mitbringt (z. B. Fachhochschulreife oder Abitur), kann im Anschluss an eine Berufstätigkeit ein Studium in einem technischen Bereich anstreben, z. B.:

  • Maschinenbau
  • Fahrzeugtechnik
  • Metall- und Werkstofftechnik
  • Produktionstechnik

Praxiswissen aus der Schweißtechnik ist im späteren Berufsleben – etwa in Konstruktion, Fertigungsplanung oder Projektleitung – oft ein großer Vorteil.

7. Verwandte Berufe

Wer sich für Schweißen und Metallbearbeitung interessiert, findet auch in angrenzenden Berufen passende Alternativen oder Ergänzungen, zum Beispiel:

8. FAQ – Häufige Fragen zum Beruf Schweißer / Schweißerin

1. Welche Schulbildung brauche ich, um Schweißer / Schweißerin zu werden?

Formal ist meist kein bestimmter Schulabschluss gesetzlich vorgeschrieben. In der Praxis erwarten Betriebe jedoch häufig mindestens einen Hauptschulabschluss oder einen mittleren Schulabschluss, vor allem wenn du zuerst eine metalltechnische Berufsausbildung absolvieren möchtest, auf die dann Schweißlehrgänge aufbauen.

2. Wie lange dauert es, bis ich als Schweißer arbeiten kann?

Wer eine reguläre Metallausbildung (z. B. Konstruktionsmechaniker) absolviert, benötigt in der Regel drei bis dreieinhalb Jahre bis zum Berufsabschluss. Die anschließenden Schweißlehrgänge können – je nach Verfahren und Umfang – von wenigen Wochen bis zu mehreren Monaten dauern. Es gibt aber auch umschulungs- oder modulare Angebote, mit denen berufserfahrene Personen schneller in schweißtechnische Tätigkeiten einsteigen können.

3. Ist der Beruf körperlich anstrengend und gesundheitlich belastend?

Ja, die Arbeit ist körperlich fordernd: häufige Zwangshaltungen, Heben und Tragen, Arbeiten in Hitze oder im Freien. Zudem entstehen beim Schweißen Rauch, Gase, Lärm und intensive UV-Strahlung. Mit geeigneter Schutzausrüstung, Absaugtechnik und Einhaltung der Arbeitsschutzvorschriften lassen sich Risiken jedoch deutlich reduzieren. Betriebsärztliche Vorsorgeuntersuchungen sind in vielen Unternehmen üblich.

4. Wie sicher ist der Beruf Schweißer / Schweißerin in der Zukunft?

Schweißtechnik bleibt für die Industrie und das Handwerk auch in Zukunft unverzichtbar. Zwar werden automatisierte Schweißanlagen wichtiger, gleichzeitig werden jedoch qualifizierte Fachkräfte für anspruchsvolle, flexible oder schwer automatisierbare Aufgaben gebraucht. Mit mehreren Schweißerprüfungen, Spezialisierungen und Weiterbildungen sind die Beschäftigungsaussichten in vielen Regionen gut.

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9. Quellen

  1. Bundesagentur für Arbeit – BERUFENET, Berufsinformationen Metall- und Schweißberufe.
  2. DVS – Deutscher Verband für Schweißen und verwandte Verfahren e. V., Informationen zu Schweißerausbildung und Qualifizierung.
  3. DIN EN ISO 9606 – Qualifizierung von Schweißern – Schmelzschweißen, aktuelle Fassung.
  4. Tarifinformationen der IG Metall und der Metall- und Elektroarbeitgeberverbände zu Entgeltgruppen in Metallberufen.