Assistenzarzt / Assistenzärztin in der Chirurgie
Als Assistenzarzt bzw. Assistenzärztin in der Chirurgie begleitest du Patientinnen und Patienten vom ersten Verdacht auf eine OP über den Eingriff selbst bis zur Nachsorge. Du arbeitest Hand in Hand mit erfahrenen Fach- und Oberärzten, lernst operative Techniken und übernimmst Schritt für Schritt mehr Verantwortung im OP, auf Station und in der Notaufnahme.
Jobangebote: Assistenzarzt / Assistenzärztin Chirurgie

Einleitung
Der Beruf Assistenzarzt Chirurgie ist der Einstieg in ein hochspezialisiertes medizinisches Fachgebiet. Nach abgeschlossenem Medizinstudium und Approbation beginnst du deine fachärztliche Weiterbildung in der Viszeralchirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie oder einer anderen chirurgischen Disziplin. Du arbeitest in der Regel in einem Krankenhaus, oftmals in einem chirurgischen Zentrum mit OP-Sälen, Intensivstation und Notaufnahme.
Die Arbeit ist körperlich und psychisch anspruchsvoll: Dienste, Nachtarbeit und schnelle Entscheidungen gehören zum Alltag. Gleichzeitig eröffnet dir die chirurgische Weiterbildung vielfältige Karrierewege – von der operativen Spitzenmedizin in der Klinik bis zur eigenen Praxis mit OP-Tätigkeit.
Ein Tag als Assistenzarzt / Assistenzärztin in der Chirurgie
Der konkrete Tagesablauf hängt von Fachrichtung, Hausgröße und Dienstplan ab. Typisch ist eine Mischung aus Visiten, OP-Zeit, Ambulanztätigkeit und Dokumentation.
Typischer Tagesablauf
- Früher Morgen: Übergabe vom Nachtdienst, Laborwerte und Bildgebung prüfen, Vorbereitung der Visite.
- Visite auf Station: Patientenzustand erfassen, Wunden kontrollieren, Drainagen und Verbände beurteilen, Therapiepläne anpassen.
- OP-Programm: Teilnahme an geplanten Operationen – zunächst als Assistenz, später mit eigenen operativen Schritten unter Supervision.
- Ambulanz & Notaufnahme: Aufnahmeuntersuchungen, Erstdiagnostik, Indikationsstellung für Operationen, Versorgung von Verletzungen.
- Nachmittag: Briefschreibung, Entlassungen, Aufklärungsgespräche, interdisziplinäre Besprechungen (z. B. Tumorboard).
- Ruf- und Bereitschaftsdienste: Versorgung von Notfällen, Not-OPs, postoperative Komplikationen.
Arbeitsumfeld und Belastung
Du arbeitest im multiprofessionellen Team mit Fachärztinnen und Fachärzten, Pflegekräften, Anästhesie, Radiologie, Physiotherapie und Sozialdienst. Die Arbeitszeiten sind oft unregelmäßig, Dienste und Überstunden können vorkommen. Eine gute körperliche Belastbarkeit, Stressresistenz und Teamfähigkeit sind daher zentral.
Aufgaben eines Assistenzarztes / einer Assistenzärztin in der Chirurgie
Als Weiterbildungsassistent:in übernimmst du ärztliche Tätigkeiten unter Anleitung und wirst Schritt für Schritt an komplexere Aufgaben herangeführt.
Klinische Kernaufgaben
- Diagnostik: Anamnese, körperliche Untersuchung, Anordnung und Bewertung von Labor, Ultraschall und bildgebenden Verfahren (z. B. CT, MRT) in Abstimmung mit der zuständigen Fachärztin bzw. dem Facharzt.
- Therapieplanung: Mitwirkung bei der Entscheidung, ob konservativ oder operativ behandelt wird, sowie Planung des OP-Ablaufs.
- Präoperative Vorbereitung: Aufklärungsgespräche (unter Supervision), Einschätzung des Operationsrisikos, Abstimmung mit Anästhesie und anderen Fachrichtungen.
- Postoperative Betreuung: Wundkontrollen, Schmerztherapie, Überwachung des Heilungsverlaufs, Erkennen und Erstbehandlung von Komplikationen.
Operative Tätigkeiten
- Assistenz im OP: Instrumentieren, Halten von Haken, Saugen, Nähen, Durchführung definierter OP-Schritte nach Anweisung.
- Eigenständige Eingriffe: Mit zunehmender Weiterbildung kleinere Operationen (z. B. Abszessspaltungen, einfache Hernien-OPs) unter Aufsicht.
- Dokumentation: OP-Berichte, Verlaufsdokumentation, Entlassbriefe.
Kommunikation und Organisation
- Patientenkommunikation: Erklären von Diagnosen, Behandlungsoptionen und Risiken in verständlicher Sprache.
- Teamarbeit: Teilnahme an Visiten, chirurgischen Besprechungen und interdisziplinären Konferenzen.
- Organisation: Koordination von Aufnahmen, Entlassungen, Nachsorgeterminen und Reha-Maßnahmen.
Wichtige Fähigkeiten und Kompetenzen
- Manuelle Geschicklichkeit und gutes räumliches Vorstellungsvermögen.
- Belastbarkeit bei Notfällen, Zeitdruck und langen OPs.
- Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Patientensicherheit.
- Team- und Kommunikationsfähigkeit im multiprofessionellen Umfeld.
- Lebenslanges Lernen: kontinuierliche Fort- und Weiterbildung, Teilnahme an Kursen und Kongressen.
Ausbildung / Approbation und Facharztweiterbildung Chirurgie
Weg zur Approbation als Arzt / Ärztin
Grundlage ist das Studium der Humanmedizin nach der Approbationsordnung für Ärzte (ÄAppO) des Bundesministeriums für Gesundheit.[1] Der Weg umfasst in der Regel:
- Studium der Humanmedizin (i. d. R. 6 Jahre, inkl. Praktischem Jahr) an einer Universität mit staatlicher Abschlussprüfung (Staatsexamen).
- Drittes Staatsexamen (ärztliche Prüfung) als Voraussetzung für die Beantragung der Approbation.
- Beantragung der Approbation bei der zuständigen Landesbehörde (z. B. Landesprüfungsamt oder Landesbehörde für Gesundheit).[2]
Mit erteilter Approbation darfst du in Deutschland eigenverantwortlich als Arzt bzw. Ärztin tätig sein und eine Weiterbildung aufnehmen.
Facharztweiterbildung Chirurgie
Die Weiterbildung zum Facharzt für Chirurgie oder zu einer anderen chirurgischen Facharztkompetenz ist in der (Muster-)Weiterbildungsordnung (MWBO) der Bundesärztekammer geregelt und wird durch die Landesärztekammern konkretisiert.[3]
Allgemeine Eckdaten (können je nach Kammer leicht abweichen):
- Dauer: in der Regel 6 Jahre Weiterbildung in der Chirurgie, davon ein Basisweiterbildungsteil und ein fachrichtungsspezifischer Teil (z. B. Allgemeinchirurgie, Viszeralchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie).[3]
- Weiterbildungsstätten: zugelassene Krankenhäuser oder Kliniken mit chirurgischen Abteilungen.
- Weiterbildungsinhalte: definierte Untersuchungs- und Behandlungsverfahren, OP-Kataloge und Fallzahlen, die im Logbuch dokumentiert werden müssen.
- Abschluss: Facharztprüfung bei der zuständigen Landesärztekammer.
Zugangsvoraussetzungen und persönliche Eignung
- Approbation als Arzt / Ärztin in Deutschland.
- Gute Deutschkenntnisse (in der Regel mindestens Niveau C1, bei im Ausland ausgebildeten Ärzt:innen ggf. Fachsprachprüfung).
- Hohe Motivation für operative Tätigkeiten und Bereitschaft zu Diensten.
- Psychische Stabilität und Verantwortungsbereitschaft für schwerkranke oder verletzte Patient:innen.
Gehalt als Assistenzarzt / Assistenzärztin in der Chirurgie
Das Gehalt von Assistenzärztinnen und Assistenzärzten in der Chirurgie richtet sich in vielen Kliniken nach Tarifverträgen, z. B. dem Tarifvertrag für Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Krankenhäusern (TV-Ärzte/VKA) oder dem Tarifvertrag des Marburger Bundes mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände.
Tarifliche Bruttomonatsgehälter (VKA, Stand 2024)
Nach dem Tarifvertrag TV-Ärzte/VKA (Entgeltgruppe Ä1 – Assistenzärzte) liegen die Grundgehälter ungefähr in folgendem Bereich:
- 1. Jahr (Stufe 1): ca. 5.200–5.400 € pro Monat
- 2. Jahr (Stufe 2): ca. 5.600–5.800 € pro Monat
- 3. Jahr (Stufe 3): ca. 6.000–6.200 € pro Monat
- 4. Jahr (Stufe 4): ca. 6.300–6.500 € pro Monat
- 5. Jahr und älter (Stufe 5):ca. 6.700–7.000 € pro Monat
Ungefähre tarifliche Grundgehälter Assistenzarzt Chirurgie (TV-Ärzte/VKA, Entgeltgruppe Ä1, Stand 2025)
Hinzu kommen in der Praxis häufig:
- Zuschläge für Bereitschaftsdienste, Rufbereitschaft, Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit.
- Variable Bestandteile wie Leistungsentgelte oder Zielvereinbarungen (je nach Träger).
Nach Angaben ärztlicher Berufsverbände und Tarifportale liegt das durchschnittliche Jahresbruttogehalt von Assistenzärzt:innen inklusive Zulagen in Deutschland häufig im Bereich von etwa 70.000–90.000 € – abhängig von Tarifbindung, Diensten und Klinikgröße.[4][5]
Faktoren, die das Gehalt beeinflussen
- Arbeitgeber: kommunales Krankenhaus, Universitätsklinik, kirchlicher oder privater Träger, Praxis mit Belegarzttätigkeit.
- Region: Unterschiede zwischen Bundesländern und Stadt/Land.
- Dienstbelastung: Anzahl und Art der geleisteten Dienste.
- Tarifbindung: Kliniken ohne Tarifvertrag können abweichende Gehälter zahlen.
Karrierewege in der Chirurgie
Die Weiterbildungszeit als Assistenzarzt / Assistenzärztin ist der erste Schritt – danach stehen dir verschiedene berufliche Entwicklungsmöglichkeiten offen.
Innerhalb der Klinik
- Facharzt / Fachärztin für Chirurgie oder eine spezialisierte chirurgische Fachrichtung (z. B. Viszeralchirurgie, Gefäßchirurgie, Herzchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie).
- Oberarzt / Oberärztin: Verantwortlichkeit für Teilbereiche (z. B. Funktionsbereich, Station, spezielle OP-Programme), Personalführung und Weiterbildung von Assistenzärzt:innen.
- Leitender Oberarzt / Chefärztin / Chefarzt: Medizinische und organisatorische Leitung einer Abteilung, strategische Ausrichtung, Budget- und Personalverantwortung.
- Schwerpunkt- oder Zusatzweiterbildungen: z. B. spezielle Unfallchirurgie, Intensivmedizin, Proktologie, spezielle Viszeralchirurgie (je nach Landesärztekammer).
Außerklinische Perspektiven
- Niederlassung: als Fachärztin oder Facharzt in einer eigenen Praxis, ggf. mit Belegarzttätigkeit in einer Klinik.
- Medizinische Zentren und MVZ: Angestellte:r Facharzt / Fachärztin in einem Medizinischen Versorgungszentrum.
- Forschung und Lehre: Tätigkeit an Universitätskliniken, Promotion und Habilitation, akademische Karriere.
- Medizinische Industrie: z. B. in der Medizintechnik, im klinischen Studienmanagement oder in der pharmazeutischen Industrie.
- Gesundheitsverwaltung und Gutachterwesen: Medizinischer Dienst, Versicherungen, Berufsgenossenschaften.
Verwandte Berufe und Fachrichtungen
Innerhalb der Medizin gibt es zahlreiche Berufe und Fachgebiete, die eng mit der chirurgischen Weiterbildung verwandt sind oder daran anschließen können:
- Facharzt / Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie – konservative und operative Behandlung des Bewegungsapparats.
- Facharzt / Fachärztin für Viszeralchirurgie – Operationen an Organen des Bauchraums.
- Facharzt / Fachärztin für Herzchirurgie, Thoraxchirurgie oder Gefäßchirurgie – hochspezialisierte operative Fachgebiete.
- Anästhesist / Anästhesistin – Narkoseführung, Schmerztherapie und Intensivmedizin.
- Facharzt / Fachärztin für Innere Medizin – konservative Behandlung internistischer Erkrankungen, oft in enger Kooperation mit der Chirurgie.
- Pflegefachkraft für Operation und Anästhesie (OTA, ATA) – operative Assistenz und Betreuung im OP-Bereich.
FAQ zum Beruf Assistenzarzt / Assistenzärztin in der Chirurgie
1. Wie lange dauert die Weiterbildung zum Facharzt für Chirurgie?
Die Weiterbildung zum Facharzt für Chirurgie dauert in der Regel sechs Jahre. Sie gliedert sich in eine chirurgische Basisweiterbildung und einen fachrichtungsspezifischen Teil. Die genaue Ausgestaltung richtet sich nach der Weiterbildungsordnung der zuständigen Landesärztekammer.[3]
2. Welche Dienste muss ein Assistenzarzt in der Chirurgie leisten?
Üblich sind Bereitschafts- und Rufdienste, häufig im Wechsel mit Tagdiensten. Dazu gehören die Versorgung von Notfällen, Notoperationen, die Betreuung von frisch Operierten sowie die Mitarbeit in der Notaufnahme. Anzahl und Art der Dienste hängen stark von Klinikgröße, Personalausstattung und Fachbereich ab.
3. Kann ich als ausländischer Arzt in Deutschland als Assistenzarzt in der Chirurgie arbeiten?
Ja, das ist möglich. Voraussetzung ist in der Regel die Anerkennung des ausländischen Medizinstudiums, die deutsche Approbation oder eine Berufserlaubnis sowie ausreichende Deutschkenntnisse (meist mindestens C1 und eine bestandene Fachsprachprüfung). Zuständig sind die jeweiligen Landesbehörden und Ärztekammern.[2]
4. Ab wann darf ich als Assistenzarzt selbstständig operieren?
Zu Beginn assistierst du vor allem im OP. Mit wachsender Erfahrung und nachgewiesenen Kompetenzen übertrauen dir weiterbildende Ärzt:innen zunehmend kleinere Eingriffe (z. B. Abszessspaltungen, kleinere Hernien-OPs) und definierte OP-Schritte. Der Umfang hängt von der Weiterbildungsordnung, der internen Klinikstruktur und deiner persönlichen Entwicklung ab.[3]