Berufsporträt: Tätowierer / Tätowiererin
Als Tätowierer bzw. Tätowiererin gestaltest du dauerhafte Körperkunst auf der Haut deiner Kundinnen und Kunden. Du verbindest künstlerisches Talent mit hygienischem Arbeiten und professioneller Beratung.
Jobangebote: Tätowierer / Tätowiererin

1. Einleitung
Der Beruf Tätowierer / Tätowiererin hat sich in Deutschland von einer Nische zu einem anerkannten kreativen Dienstleistungsberuf entwickelt. Kundinnen und Kunden erwarten heute nicht nur ein schönes Motiv, sondern auch hohe Hygienestandards, fachkundige Beratung und eine professionelle Durchführung der Tätowierung.
Rechtlich ist der Beruf in Deutschland nur teilweise geregelt: Es gibt keine bundesweit einheitliche, staatlich anerkannte Berufsausbildung zum Tätowierer. Dennoch gelten zahlreiche Vorschriften zu Hygiene, Arbeitsschutz und verwendetem Tätowiermittel, die du zwingend einhalten musst. Wer langfristig erfolgreich sein möchte, braucht daher neben künstlerischem Können auch Wissen über Haut, Farben, Infektionsschutz und Studioorganisation.
2. Ein Tag als Tätowierer / Tätowiererin
Der Arbeitsalltag im Tattoostudio ist abwechslungsreich und hängt stark von deiner Spezialisierung und der Größe des Studios ab. Viele Tätowierer arbeiten nach Termin, manche zusätzlich mit offenen Walk-in-Zeiten.
Typischer Tagesablauf im Überblick
- Morgens: Studio öffnen, Arbeitsplätze vorbereiten, Flächen desinfizieren, Maschinen und Nadeln bereitlegen, Materialbestände prüfen.
- Vor dem Stechen: Beratungsgespräche, Motivbesprechung, Anfertigung oder Anpassung von Entwürfen, Klärung von Größe, Körperstelle, Stil und Kosten.
- Während der Tätowierung: Übertragung des Motivs auf die Haut (Stencil oder Freihand), Einstellen der Maschinen, Einhalten strenger Hygieneregeln, ruhiges und konzentriertes Arbeiten.
- Nach dem Termin: Nachsorgehinweise erklären, Pflegemittel empfehlen (ohne Heilsversprechen), Arbeitsplatz reinigen und desinfizieren, Entsorgung von Einwegmaterial.
- Organisatorische Aufgaben: Terminplanung, Beantworten von Anfragen (Telefon, E-Mail, Social Media), Dokumentation von Einverständniserklärungen, ggf. Kassenführung.
- Fortbildung & Kreativarbeit: Zeichnen neuer Motive, Erweitern des Portfolios, Schulungen zu Hygiene, neuen Techniken oder Stilen besuchen.
Arbeitsumfeld
Die meisten Tätowierer arbeiten in gewerblich angemeldeten Tattoostudios, einige auch als Gasttätowierer im In- und Ausland. Teilweise werden Tätowierungen ergänzend in Kosmetik- oder Piercingstudios angeboten. Die Arbeitszeiten können in den Abendstunden und an Wochenenden liegen, da viele Kundinnen und Kunden berufstätig sind.
3. Aufgaben
Die Aufgaben eines Tätowierers / einer Tätowiererin umfassen künstlerische, handwerkliche und organisatorische Tätigkeiten. Ein zentrales Element ist immer der verantwortungsvolle Umgang mit der Gesundheit der Kundschaft.
Künstlerische und handwerkliche Tätigkeiten
- Entwicklung und Zeichnung individueller Tattoo-Motive (analog oder digital)
- Anpassung von Vorlagen an Körperform, Hautbeschaffenheit und Kundenwünsche
- Umsetzung verschiedener Tattoo-Stile (z. B. Realistic, Traditional, Lettering, Dotwork)
- Präzises Arbeiten mit Tätowiermaschinen und unterschiedlichen Nadelsystemen
- Farbmischung und Schattierung für stimmige, langlebige Ergebnisse
- Korrektur oder Überdeckung (Cover-ups) bestehender Tätowierungen
Beratung und Kundenkommunikation
- Aufklärung über Ablauf, Risiken und Grenzen der Tätowierung gemäß Infektionsschutzempfehlungen
- Beratung zur geeigneten Körperstelle, Größe und Komplexität des Motivs
- Information über Kontraindikationen (z. B. bestimmte Hauterkrankungen, frische Narben, akute Infektionen)
- Einholen einer schriftlichen Einwilligung, insbesondere bei größeren Motiven
- Hinweise zur Nachsorge und Pflege der tätowierten Haut
Hygiene, Gesundheitsschutz und Rechtliches
- Umsetzung der allgemeinen Hygienestandards nach den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) für nichtmedizinische invasive Eingriffe
- Konsequentes Arbeiten mit Einmalhandschuhen, sterilen Nadeln und Einwegmaterial
- Flächendesinfektion vor und nach jeder Behandlung
- Verwendung nur zugelassener Tätowiermittel und Farben gemäß Tätowiermittelverordnung bzw. EU-Regelungen
- Beachtung des Jugendschutzes (keine Tätowierungen bei Minderjährigen ohne wirksame Einwilligung der Sorgeberechtigten; viele Studios tätowieren grundsätzlich erst ab 18)
Organisation und Studioführung
- Terminmanagement und Kundenverwaltung
- Pflege von Portfolio, Website und Social-Media-Kanälen
- Einkauf von Arbeitsmitteln (Farben, Nadeln, Desinfektionsmittel, Einwegartikel)
- Kassenführung, Rechnungsstellung und Zusammenarbeit mit Steuerberatung
- Koordination von Gasttätowierern und ggf. Auszubildenden oder Angestellten
4. Ausbildung / Approbation
Für den Beruf Tätowierer / Tätowiererin existiert in Deutschland derzeit keine staatlich anerkannte, einheitliche Berufsausbildung und keine Approbation wie in Heilberufen. Dennoch gelten zahlreiche rechtliche Rahmenbedingungen und anerkannte Qualifizierungswege.
Rechtlicher Rahmen
- Kein geschützter Berufsabschluss: Die Berufsbezeichnung Tätowierer / Tätowiererin ist rechtlich nicht geschützt.
- Gewerbeanmeldung: Wer selbstständig tätowiert, benötigt eine Gewerbeanmeldung nach Gewerbeordnung (GewO).
- Infektionsschutz: Tätowierer müssen die Vorschriften des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) und die Hygieneempfehlungen des RKI beachten.
- Tätowiermittel: Für verwendete Farben gelten Verordnungen des Bundes und der EU (z. B. EU-REACH-Verordnung, frühere Tätowiermittelverordnung).
Typische Ausbildungswege in der Praxis
Da es keine einheitliche Berufsausbildung gibt, verläuft der Einstieg in den Beruf meist über folgende Wege:
- Lehre im Studio (praktische Ausbildung): Viele Tätowierer beginnen als Assistent oder „Apprentice“ in einem Tattoostudio. Sie lernen hier schrittweise:
- Zeichentechniken und Motivgestaltung
- Umgang mit Geräten, Farben und Nadeln
- Hygiene- und Desinfektionsmaßnahmen nach aktuellen Standards
- Kundenkommunikation und Studioorganisation
- Künstlerische Vorbildung: Ein Abschluss in einem gestalterischen Beruf (z. B. Grafikdesign, Illustration) oder ein Kunststudium kann hilfreich sein, ist aber nicht zwingend.
- Kurse und Seminare: Es gibt private Schulungen zu Tattoo-Techniken, Hygiene und Recht. Wichtig ist, auf Qualität und Seriosität der Anbieter zu achten.
Empfohlene Kenntnisse und Qualifikationen
- Grundlagen der Dermatologie (Hautaufbau, Wundheilung, Hauterkrankungen)
- Kenntnisse in Infektionsprävention und Desinfektion nach den Empfehlungen des RKI
- Sicherer Umgang mit Arbeitsmitteln und elektrischen Geräten
- Rechtliche Grundkenntnisse (Gewerbe-, Verbraucherschutz-, Jugendschutz- und Datenschutzrecht)
- Kaufmännische Grundlagen für Selbstständige
Persönliche Voraussetzungen
- Ausgeprägtes zeichnerisches Talent und räumliches Vorstellungsvermögen
- Sehr ruhige Hand und hohe Feinmotorik
- Belastbarkeit und Konzentrationsfähigkeit auch über mehrere Stunden
- Empathie und kommunikative Stärke im Umgang mit unterschiedlichen Menschen
- Verantwortungsgefühl im Hinblick auf Gesundheit und dauerhafte Veränderungen des Körpers
5. Gehalt als Tätowierer / Tätowiererin
Da Tätowierer in der Regel nicht tariflich gebunden sind und überwiegend selbstständig arbeiten, schwanken die Einkommen deutlich. Offizielle statistische Daten speziell für Tätowierer liegen nur begrenzt vor. Im Folgenden werden typische Größenordnungen auf Basis deutscher Gehalts- und Tarifinformationen eingeordnet.
Einflussfaktoren auf das Einkommen
- Art der Tätigkeit (angestellt im Studio oder selbstständig)
- Region und Lage des Studios (Großstadt vs. ländlicher Raum)
- Bekanntheit und Spezialisierungsgrad (z. B. Realistic, Cover-ups)
- Auslastung, Terminbuchung und Preisniveau
- Kostenstruktur (Miete, Material, Steuern, Versicherungen)
| Karrierestufe | Beschäftigungsform | Monatliches Einkommen (brutto) | Hinweise |
|---|---|---|---|
| Berufseinsteiger im Studio | Angestellt oder auf Provisionsbasis | ca. 1.800 – 2.400 € | Häufig zusätzlich variable Anteile je nach Auftragslage |
| Erfahrene Tätowierer | Angestellt oder Mischform | ca. 2.400 – 3.000 € | Region, Studio-Renommee und Spezialisierung wirken sich stark aus |
| Selbstständig im eigenen Studio | Gewerbetreibend | ca. 2.000 – 4.500 € | Einkommen nach Abzug aller Kosten; starke Schwankungen möglich |
Zur groben Einordnung können allgemeine Daten zu kreativen und körpernahen Dienstleistungsberufen aus der Entgeltstatistik der Bundesagentur für Arbeit oder Tarifinformationen (z. B. Mindestlohninformationen der Bundesregierung) herangezogen werden, auch wenn keine spezielle Tarifregelung für Tätowierer existiert.
Ausbildungsvergütung
Da es keine anerkannte duale Berufsausbildung gibt, existiert keine gesetzlich festgelegte Ausbildungsvergütung. In der Praxis erhalten Lernende in Studios häufig eine geringe Aufwandsentschädigung oder zunächst keine reguläre Vergütung, insbesondere in den ersten Monaten der Einarbeitung. Höhe und Dauer sind individuell zu vereinbaren und unterliegen arbeitsrechtlichen Mindeststandards (z. B. Mindestlohn bei regulärem Beschäftigungsverhältnis).
6. Karrierewege
Der Beruf Tätowierer / Tätowiererin bietet vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten – sowohl fachlich als auch unternehmerisch.
Fachliche Spezialisierungen
- Realistic / Portrait-Tattoos
- Traditional, Neo-Traditional, Oldschool / Newschool
- Blackwork, Linework, Dotwork, Geometric
- Lettering und Kalligraphie
- Cover-ups und Reparatur unsauberer Tätowierungen
- Microrealism, Fineline, Minimalismus
- Medical Tattooing (z. B. Areola-Rekonstruktion, Narbenanpassung) – hier sind ggf. zusätzliche medizinische Kooperationen sinnvoll
Berufliche Entwicklungsschritte
- Studiowechsel oder Gasttätowierer: Aufbau eines Netzwerks durch Gastaufenthalte in anderen Studios und auf Conventions.
- Eigenes Tattoostudio: Selbstständigkeit mit Verantwortung für Personal, Finanzen und Marketing.
- Dozententätigkeit: Schulungen und Workshops für Nachwuchskräfte, z. B. zu Hygiene oder bestimmten Techniken.
- Erweiterung des Angebots: Kombination mit Piercing, Permanent Make-up oder anderen körpernahen Dienstleistungen (unter Beachtung der jeweiligen Rechtslage und Qualifikationsanforderungen).
- Online-Präsenz und Marke: Aufbau einer starken persönlichen Marke über Social Media, eigene Website und Kooperationen.
Weiterbildungsmöglichkeiten
- Hygieneschulungen nach Vorgaben von Gesundheitsämtern und RKI
- Kurse in Anatomie, Dermatologie und Wundheilung
- Workshops zu Spezialisierungen (Realistic, Color Work, Cover-ups)
- Seminare zu Marketing, Social Media und Studio-Management
7. Verwandte Berufe
Wer sich für den Beruf Tätowierer / Tätowiererin interessiert, könnte auch folgende Berufe spannend finden:
- Piercer / Piercerin: Durchführung von Piercings unter Beachtung strenger Hygienestandards
- Kosmetiker / Kosmetikerin: Körpernahe Dienstleistungen, teils mit Schwerpunkt auf Hautpflege und Erscheinungsbild
- Medizinische Fachangestellte (MFA): Patientennahes Arbeiten, Kenntnisse in Hygiene und Praxisorganisation
- Grafikdesigner / Grafikdesignerin: Gestaltung von Motiven, Logos und visuellen Konzepten
- Maskenbildner / Maskenbildnerin: Künstlerische Arbeit am Körper, vor allem im Theater-, Film- oder Fernsehbereich
8. FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Beruf Tätowierer / Tätowiererin
1. Brauche ich eine offizielle Ausbildung, um Tätowierer zu werden?
In Deutschland gibt es derzeit keine staatlich anerkannte Berufsausbildung zum Tätowierer. Du musst jedoch ein Gewerbe anmelden und alle Hygiene- und Gesundheitsvorschriften einhalten. In der Praxis erfolgt die Qualifizierung meist über eine mehrjährige praktische Ausbildung (Apprenticeship) in einem erfahrenen Studio sowie über ergänzende Schulungen, vor allem im Hygienebereich.
2. Welche hygienischen Vorschriften gelten für Tattoostudios?
Tattoostudios müssen die Anforderungen des Infektionsschutzgesetzes berücksichtigen und die Hygienestandards umsetzen, die das Robert Koch-Institut für invasive, nicht medizinische Eingriffe empfiehlt. Dazu gehören u. a. die Verwendung steriler Einwegnadeln, das Tragen von Handschuhen, Flächendesinfektion, sichere Entsorgung von Abfall und die Verwendung zugelassener Tätowiermittel.
3. Ab welchem Alter darf man sich in Deutschland tätowieren lassen?
Es gibt keine explizite bundesweite Altersgrenze im Gesetz, allerdings greifen der Jugendschutz und die Pflicht zur Einwilligung der Sorgeberechtigten. Viele Studios tätowieren grundsätzlich erst ab 18 Jahren oder verlangen bei 16- bis 17-Jährigen eine schriftliche Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten. Einige Studios lehnen Tätowierungen bei Minderjährigen komplett ab, um rechtliche Risiken zu vermeiden.
4. Wie wichtig ist zeichnerisches Talent für Tätowierer?
Zeichnerisches Talent und ein gutes Verständnis für Formen, Proportionen und Farben sind zentrale Voraussetzungen. Du solltest sicher frei zeichnen können und Motive an unterschiedliche Körperformen anpassen. Viele Studios erwarten ein aussagekräftiges Portfolio mit eigenen Zeichnungen und Layouts, bevor sie jemanden als Lernende oder Mitarbeitende aufnehmen.
9. Quellenblock
- Gewerbeordnung (GewO) – Gesetze im Internet (Bundesministerium der Justiz)
- Infektionsschutzgesetz (IfSG) – Gesetze im Internet (Bundesministerium der Justiz)
- Robert Koch-Institut (RKI) – Empfehlungen zu Hygieneanforderungen
- Bundesministerium für Gesundheit – Informationen zu Tätowiermitteln und Gesundheitsschutz
- Bundesagentur für Arbeit – Entgelt- und Berufsinformationen (allgemeine Orientierung)
- Bundesregierung – Informationen zum gesetzlichen Mindestlohn