Erfolgsfaktor Talent
Der Fachkräftemangel wird zum zentralen Problem auch für Startups in Deutschland
19.05.2022 | 2 min.
Der Fachkräftemangel ist das zentrale Problem in Deutschland. Das gilt insbesondere auch für Startups, wie eine Umfrage des Startup-Verbands unter knapp 300 jungen Unternehmen eindrucksvoll belegt. Danach hat jedes zweite Unternehmen (54 Prozent) Probleme bei der Personalgewinnung – bei größeren Startups sind es sogar 85 Prozent. Für Christian Miele, Vorstandsvorsitzender des Startup-Verbands, ist das ein „Alarmsignal, dem politisch schnell mit den richtigen Weichenstellungen begegnet werden sollte“.
„Der Mangel an Talenten bremst Deutschland massiv aus – wir müssen schleunigst reagieren”, so Miele. Seiner Meinung nach braucht es ein spezielles Fachkräfte-Visum, „das auch die spezifischen Besonderheiten von Startups berücksichtigt. Italien, Spanien und Portugal sowie die baltischen Länder seien hier deutlich besser aufgestellt. Während in Deutschland die Visavergabe im Schnitt drei Monate dauere - bei Fachkräften aus Indien oder Afrika auch bis zu acht Monate – liegt diese Zeitspanne in anderen EU-Mitgliedstaaten zwischen zehn und 30 Tagen.
Neun von zehn Startups melden zurzeit offene Stellen – die größten Schwierigkeiten sehen sie in den Bereichen IT, Sales und Marketing. Während Startups und Scaleups bereits heute 415.000 Menschen in Deutschland beschäftigen könnte der Beschäftigungseffekt durch Startups um ein Fünftel höher liegen, wenn alle derzeit offenen Stellen besetzt würden.
Die Suche nach SpezialistInnen ist eine der Hauptherausforderungen für alle Technologiefirmen. Die Umfrage zeigt: Bei größeren Startups wiegt das Problem Personalmangel schwerer. Laut Befragten fehlen aufgrund offener Stellen Kapazitäten zur Erschließung neuer Geschäftsfelder und damit zum Wachstum. 50 Prozent aller Startups haben aufgrund fehlender Fachkräfte schon einmal auf Wachstum verzichtet – 39 Prozent rechnen in der Zukunft sogar mit einem Rückgang ihrer Innovationsfähigkeit.
„Die Rekrutierung von Talenten aus dem Ausland ist zentral, aber die Hürden sind gerade für Startups häufig zu hoch”, so die stellvertretende Vorsitzende des Startup-Verbands Magdalena Oehl. „Ist der Aufwand innerhalb der EU schon hoch, machen bürokratische Hürden, Fragen der Anerkennung von Qualifikationen und die daraus entstehende lange Dauer des Verfahrens den Rekrutierungsprozess im außereuropäischen Ausland zur Sisyphusaufgabe. Eine pragmatischere Anerkennung von Qualifikationen, gerade im IT-Bereich, würde ebenso Abhilfe schaffen, wie eine Harmonisierung der Prozesse in allen deutschen Botschaften und Konsulaten.“ Ihr Fazit: „Die Welt wartet nicht auf uns – umso wichtiger ist es, die richtigen rechtlichen und administrativen Lösungen jetzt schnell auf den Weg zu bringen.“