Sabbatjahr (Sabbatical): Auszeit vom Job – Chancen, Modelle & Planung
Was ist ein Sabbatjahr wirklich?

21.08.2025 | 4 Min.
Ein Sabbatjahr (oder Sabbatical) ist für viele Menschen der Traum von einer längeren Auszeit: Reisen, Weiterbilden, Zeit für die Familie oder endlich das eigene Projekt umsetzen. Gleichzeitig tauchen sofort Fragen auf: Darf ich das überhaupt? Wie sichere ich mich ab? Und wie reagiert mein Arbeitgeber?
In diesem Artikel erfährst du, was ein Sabbatjahr genau ist, welche Modelle es gibt, wie die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland aussehen und worauf du bei der Planung achten solltest.
Was ist ein Sabbatjahr?
Unter einem Sabbatjahr versteht man eine längere berufliche Auszeit von mehreren Monaten bis zu etwa einem Jahr. In dieser Zeit bist du von deiner regulären Arbeitspflicht freigestellt – je nach Modell mit oder ohne Gehalt.
Häufige Ziele sind:
- eine längere Reise oder Weltreise,
- persönliche Weiterentwicklung oder Umschulung,
- Regeneration und mentale Gesundheit,
- mehr Zeit für Familie oder Pflege von Angehörigen,
- die Umsetzung eines eigenen Projekts (z. B. Buch, Start-up, Kreativarbeit).
Gibt es einen gesetzlichen Anspruch auf ein Sabbatjahr?
Wichtig zu wissen: In Deutschland gibt es keinen allgemeinen gesetzlichen Anspruch auf ein Sabbatjahr. Ob du ein Sabbatical nehmen kannst, hängt von deinem Unternehmen, deinem Arbeitsvertrag, Tarifverträgen und individuellen Vereinbarungen ab.
Typische Grundlagen können sein:
- tarifliche Regelungen (z. B. im öffentlichen Dienst),
- betriebliche Vereinbarungen oder interne Programme,
- individuelle Absprachen mit der Personalabteilung bzw. Führungskraft.
Verwandte gesetzliche Modelle – die aber kein klassisches Sabbatjahr sind – sind zum Beispiel:
- Brückenteilzeit nach Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG),
- Bildungsurlaub (je nach Bundesland),
- Elternzeit und Pflegezeit.
Sie können bei der Lebensplanung eine Rolle spielen, ersetzen aber kein individuell vereinbartes Sabbatical.
Modelle für ein Sabbatjahr
Es gibt verschiedene Wege, eine Auszeit zu gestalten. Welche Variante für dich infrage kommt, hängt von deinem Arbeitgeber, deiner finanziellen Situation und der geplanten Dauer ab.
1. Unbezahlte Freistellung
Bei der unbezahlten Freistellung wirst du für einen vereinbarten Zeitraum von deiner Arbeitspflicht entbunden und erhältst in dieser Zeit kein Gehalt. Dein Arbeitsverhältnis besteht weiter, ruht aber praktisch.
Zu beachten:
- Du musst deine Lebenshaltungskosten komplett aus Rücklagen finanzieren.
- Die Beiträge zur Kranken- und Rentenversicherung können sich verändern; in der gesetzlichen Krankenversicherung entfällt z. B. nach etwa vier Wochen unbezahlter Freistellung der Arbeitgeberzuschuss und du musst den Schutz ggf. freiwillig mit eigenen Beiträgen fortführen.
- Die Zustimmung des Arbeitgebers ist zwingend notwendig.
2. Sabbatjahr über ein Zeitwertkonto
Ein Zeitwertkonto (Langzeitkonto) erlaubt es, Überstunden, Boni oder Teile des Gehalts anzusparen. In der Freistellungsphase wird dieses Guthaben nach und nach ausgezahlt, sodass du weiterhin ein Einkommen erhältst.
Vorteile:
- Sozialversicherungen laufen in der Regel weiter.
- Die Auszeit ist planbarer und finanziell besser abgesichert.
- Ideal für längere Sabbaticals, zum Beispiel ein halbes oder ganzes Jahr.
3. Teilzeit- und Blockmodelle (z. B. 6+1-Modell)
Bei Teilzeit- oder Blockmodellen wird die Arbeitszeit über mehrere Jahre verteilt. Du arbeitest zunächst normal oder sogar mehr, erhältst aber nur ein reduziertes Gehalt. Die angesparte Arbeitszeit ermöglicht später eine bezahlte Freistellungsphase.
Beispiel:
- Du arbeitest über mehrere Jahre Vollzeit, bekommst aber z. B. nur 75 % deines Gehalts.
- Im Sabbatjahr wirst du freigestellt und erhältst weiterhin 75 % Gehalt.
Im öffentlichen Dienst sind solche Modelle häufig in Tarifverträgen (z. B. TVöD) geregelt.
4. Individuelle Lösungen mit dem Arbeitgeber
Viele moderne Arbeitgeber sind offen für flexible Modelle jenseits des klassischen Sabbatjahrs. Insbesondere Modelle wie Workation – vor allem im Ausland – sind jedoch arbeits-, steuer- und sozialversicherungsrechtlich komplex und müssen im Einzelfall sorgfältig geprüft werden. Mögliche Varianten sind:
- Workation (Arbeiten an einem anderen Ort, z. B. im Ausland, nach vorheriger individueller Prüfung),
- Kombination aus Teilzeit und mehrmonatiger Auszeit,
- Kombination von Sabbatjahr und Weiterbildung,
- individuelle Programme für Führungskräfte oder Schlüsselpositionen.
Finanzielle Planung: So bereitest du dich vor
Ein Sabbatjahr ist nicht nur eine emotionale, sondern auch eine finanzielle Entscheidung. Eine sorgfältige Planung hilft dir, die Zeit wirklich genießen zu können.
Wichtige Fragen:
- Wie hoch sind meine monatlichen Fixkosten (Miete, Versicherungen, Kredite)?
- Wie lange kann ich ohne oder mit reduziertem Gehalt auskommen?
- Wie wirkt sich mein Modell auf Rente, Kranken- und Pflegeversicherung aus?
- Welche Rücklagen habe ich bereits und welche möchte ich noch aufbauen?
Gerade bei längeren Auszeiten kann sich eine Beratung durch die Deutsche Rentenversicherung oder eine Steuerberatung lohnen, um finanzielle Folgen besser einschätzen zu können.
Praxisbeispiele: So kann ein Sabbatjahr aussehen
Beispiel 1: Weltreise
Eine 32-jährige IT-Consultantin nutzt ein Zeitwertkonto, um ein Jahr auf Reisen zu gehen. Während der Auszeit erhält sie weiterhin ein reduziertes Gehalt, ihre Sozialversicherung läuft normal weiter. Nach dem Sabbatical kehrt sie in ihre alte Position zurück.
Beispiel 2: Familienzeit
Ein Mitarbeiter im öffentlichen Dienst nutzt ein Blockmodell über mehrere Jahre. Er arbeitet zunächst voll, bezieht dafür aber ein reduziertes Gehalt. Im letzten Jahr wird er vollständig freigestellt – bei weiterlaufendem Einkommen – und nutzt die Zeit für die Familie.
Beispiel 3: Weiterbildung
Eine 29-jährige Marketingmanagerin vereinbart eine unbezahlte Freistellung von sechs Monaten, um eine berufliche Weiterbildung zu absolvieren. Die Kursgebühren übernimmt der Arbeitgeber, die Lebenshaltungskosten finanziert sie aus Ersparnissen.
7-Schritte-Checkliste: Bin ich bereit für ein Sabbatjahr?
- Ziele klären: Was möchtest du in der Auszeit erreichen (Reise, Erholung, Weiterbildung, Projekt)?
- Dauer festlegen: Wie viel Zeit brauchst du realistisch – drei, sechs oder zwölf Monate?
- Finanzen prüfen: Erstelle einen Überblick über Rücklagen, laufende Kosten und mögliche Einnahmen.
- Rahmenbedingungen prüfen: Welche Regelungen gelten in deinem Arbeitsvertrag, Tarifvertrag oder Unternehmen?
- Gespräch mit dem Arbeitgeber vorbereiten: Argumente, Nutzen für das Unternehmen, Vorschlag für Vertretung.
- Übergabe planen: Projekte dokumentieren, Verantwortlichkeiten klären, Wissen sichern.
- Rückkehr planen: Wie stellst du dir den Wiedereinstieg vor? Gibt es Weiterbildungs- oder Entwicklungsperspektiven?
Vorteile eines Sabbatjahres
- mehr Zeit für dich selbst, Familie und persönliche Projekte,
- mentale und körperliche Erholung,
- neue Perspektiven und Impulse für deine Karriere,
- Chance zur beruflichen Neuorientierung oder Weiterbildung.